Beth-El: Das Haus Gottes

(1. Mose 28, 10-21)

1) Gottes Gnade kann Tragödien in Segen umwandeln

Durch Rebeccas Einfluss glich Jakobs Aufbruch aus seinem Zuhause nicht einer Flucht vor den Konsequenzen einer Familienfehde. Statt dessen sandte ihn sein Vater in Ehren in Rich- tung Paddan Aram aus, um sich eine Frau zu suchen, der der Bund Israels mit Gott etwas be- deutete, die eine gute Mutter für Gottes erwählte Familie werden würde, und aus deren Nach- kommen eines Tages der Messias in die Welt kommen sollte. Darum befahl sein Vater Isaak den Jakob der Gnade, Versorgung und Fürsorge Gottes an, bevor er sich auf den Weg machte.

So wurde Jakob mit dem vollen Segen Abrahams gesegnet, der u.a. beinhaltete, dass er geist- liche Leitung ausüben und materiell versorgt sein würde. Der Punkt hier, warum Gottes Gna- de Tragödien in Segen umwandeln kann, ist: Jakob war ganz allein und auf sich gestellt, den- noch half ihm Gott in wunderbarer Weise. Sein Großvater Abraham hatte seinerzeit einen Diener mit reichen Geschenken ausgesandt, der eine Frau für Isaak finden sollte, die an Gott glaubte und aus ihrer Familie in Mesopotamien stammte. Den Esau ließ Isaak allein losziehen, um sich eine Frau von den Kanaanitern zu nehmen, und es sieht fast so aus, als wäre er bereit gewesen, auch Jakob eine kanaanitische Frau heiraten zu lassen, wenn Rebecca sich nicht ein- gemischt hätte. Nun also sandte Isaak den Jakob zu dem richtigen Ort, wo er eine Frau finden und Gottes Segnungen empfangen konnte. Aber Isaak schickte nicht Diener mit vielen Kame- len, die kostbare Geschenke trugen und später die Braut mit ihrer Magd mitbringen sollten, mit Jakob mit, wie es Abraham getan hatte (1. Mose 24, 10). Vielmehr gab Isaak dem Jakob weder Geschenke noch Transporttiere oder Diener mit- nichts, um Jakobs gute Herkunft zu beweisen oder wenigstens, um Jakob unterwegs zu versorgen (Vers 10). Warum gab er ihm nichts mit? War es vielleicht, weil Isaak immer noch empört war, dass Jakob ihn betrogen hat- te, um sich den Segen des Erstgeborenen zu erschleichen? Jakob war also auf seinem Weg nach Aram und auf dem Weg, ein ganz neues Leben zu beginnen. Sehr wichtige Erfahrungen seines Lebens lagen vor ihm. Er würde selbst über sich bestimmen können, eigene Entschei- dungen treffen lernen, lieben, heiraten, Vaterschaft lernen, schwierige Probleme lösen und in allem erleben, dass sein Schöpfergott für ihn persönlich da war und Seine Güte ihm in allen Stürmen des Lebens überwinden half. Jakob ging zu Fuß und reiste ganz allein. Es war wirk- lich eine völlig neue Erfahrung für ihn. Sein ganzes Leben lang war er bis jetzt bei seinen El- tern gewesen, und nun war er auf dem Weg, sich selbst und seine Bestimmung zu entdecken.

Sicherlich fürchtete er sich, da die Zukunft so ungewiss vor ihm lag, und er sorgte sich und hatte viele Fragen wie jeder junge Mensch, der seine Eltern verlässt, um eigenständig zu le- ben.

2) Jakobs Traum

Gott gab dem Jakob einen Traum, um ihn am Anfang seiner Reise zu ermutigen (Verse 11ff).

Warum tat Gott das? Es war möglicher Weise, weil Jakob sich nach einer ausgesprochenen Bekräftigung des Herrn über den Bund mit Ihm sehnte, so wie es sein Vater und Großvater früher erlebt hatten. Das würde seinen Glauben stärken und ihm helfen in all den langen, schwierigen Jahren, die vor ihm lagen, und in denen er weit weg vom verheißenen Land sein würde. Dieser Traum sollte der Beginn eines langen Prozesses sein, in dem Gott direkt mit Ja- kob verhandelte. In seinem Traum sah Jakob eine königliche Leiter, die von der Erde in den Himmel führte. Auf dieser Leiter stiegen Engel Gottes herauf und herunter. Diese Erschei- nung war ein Symbol oder Bild, um Gottes Worte klar und unvergesslich werden zu lassen.

Der Herr war selbst da, nahe bei Jakob, um über ihm zu wachen. Was hier zu bemerken wäre, ist, dass der erste Ort der Aktivitäten der Engel auf der Erde war. Gott hat Seinen Engel be- fohlen, dass sie über dir seien, genau, wie Er es für Jakob tat. Gott suchte Jakob nicht auf, umihn zu richten, sondern um ihn zu segnen. Und Sein Ziel ist es, auch dich zu finden und zu segnen. Gott hat Seinen Engeln befohlen, achtsam über dem Leben und den Bedürfnissen de- rer zu wachen, die Seine schützende Fürsorge suchen. Die Engel achten genau auf alle, die sich den Händen ihres Schöpfers anvertrauen. Sie leiten sie auf allen ihren Wegen in Gottes Gegenwart. Es gibt keine Einschränkungen, solange jemand Gottes Hilfe sucht. Die Engel sind da, um uns in unseren Sorgen aufzuhelfen und uns zu unterstützen, wenn wir geistigen Feinden gegenüber stehen. Das Geheimnis dieser beschützenden Fürsorge Gottes ist das Herz und die innige Beziehung, die wir mit Ihm, unserem Schöpfergott, entwickeln. Nach dem, was in der Schrift geschrieben steht, sind Engel Botschafter Gottes, die den Menschen, die das ewige Leben erben werden, dienen (Hebräer 1, 14). Jesus selbst, unser Retter, gebrauchte die Vision Jakobs im 1. Johannes 1, 51, um uns wissen zu lassen, dass Er die prophetische Bedeu- tung der Himmelsleiter erfüllt hat. Jesus ist der einzig wahre Weg von der Erde zu Gott, und Er ist der einzig wahre Mittler zwischen Gott und Mensch. Durch Christus öffnet sich uns der Himmel. Die Engel des Herrn lagern sich um die, die den Herrn fürchten, und Er wird ihnen Seinen Bund zeigen (Psalm 34, 8). Diese beschützende Fürsorge Gottes ist nicht beschränkt auf Kirchengebäude oder formale Gebete, sondern vielmehr möchte Gott selbst jedem Men- schen helfen, der Ihn in egal welcher Lebenslage und egal mit welchen Worten anruft, wenn diese Worte nur von einem Herzen kommen, das wirklich Gott sucht.

3) Nichts als das Haus Gottes

Als Jakob erwachte, war er erschrocken und voller Ehrfurcht wegen Gottes spürbarer Gegen- wart. Vielleicht dachte er, dass er zufällig an das Tor Gottes gekommen war. Aber das Wis- sen, dass der Herr da war und mit ihm war, muss seine gesamte Lebenseinstellung umgekrem- pelt haben. Jakobs Leben war bis jetzt voll schlechter Gefühle und geistlicher Leere gewesen, aber diese Begegnung mit Gott hatte ihm Hoffnung geschenkt und ihn mit göttlicher Freude über Gottes Gegenwart erfüllt. Aus der Tiefe seines Herzens sprach er: „Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht! … Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels!“ (Verse 16. 17). Die Frage hier lautet: Wie entsteht das Haus Gottes? Wir finden die Antwort gleich hier im ersten Buch der Bibel.

Gottes Haus ist ein Ort, wo Sünder willkommen sind. Es ist der Ort, wo der Himmel Gottes Wirklichkeit ist. Es ist der Ort, wo wir unsere Augen erheben, um weg von der Zeit in die Ewigkeit zu sehen. Es ist der Ort, wo sich Gott als der Gebende offenbart. Es ist wie ein Kran- kenhaus, in dem Menschen mit allen Arten von körperlichen und seelischen Problemen kom- men, um geheilt zu werden. Es ist ein Ort, wo Engel sich mit Menschen zusammentun, um Gottes Arbeit zu verrichten. Nicht eine Institution, sondern vielmehr ein Ort der Begegnung ist es, wo Menschen das Gefühl haben, dazuzugehören. Salomos Gebet, mit dem er den Tem- pel für Gott weihte, soll ein Licht für die Nationen sein. Nachdem Jesus den Tempel gereinigt hatte, zitierte Er aus Jesaja, um zu zeigen, dass Gott immer gewollt hatte, dass Sein Haus ein Ort der Anbetung für alle Nationen sein sollte (Jesaja 56, 7; Markus 11, 17). Eine der größten Herausforderungen, der sich das Haus Gottes wie auch später die erste Gemeinde gegenüber- gestellt sah, war der Kulturschock, den sie erlebten, als der Heilige Geist Menschen anderer ethnischer Herkünfte in ihre Gemeinschaft brachte. Aber eine globale Mission ist es nun mal, was Gott sich für Sein Haus vorgestellt hat. Jesus sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Johannes 14, 6). Jeder, der damals Jesus dies sagen hörte, verstand genau, was Er damit meinte. Denn in dem Tempel, den Salo- mo nach Gottes Anweisungen gebaut hatte, gab es drei Eingänge. Der erste Eingang hieß „der Weg“. Hier konnten die Gläubigen, die vorher Heiden gewesen waren, hineinkommen. Und hier trieben auch Menschen Handel. Der zweite Eingang wurde „die Wahrheit“ genannt, und dort versammelten sich die Juden, um zu beten und das Wort Gottes zu hören. Falls ein Heide gewagt hätte, hier hineinzukommen, wäre er getötet worden. Das dritte Tor wurde „das Le- ben“ genannt. Diese Tür führte zum Allerheiligsten. Hier durfte nur der Hohepriester hinein-kommen, und das auch nur einmal im Jahr nach einer gründlichen zeremoniellen Waschung.

Als Jesus starb, riss der Vorhang, der diesen Teil des Tempels abschirmte, von oben nach un- ten entzwei (Markus 15, 38). Hebräer 10, 19-22 nennt diesen Vorhang „den Leib Jesu“. Nun war der Weg frei, und jeder konnte in das Allerheiligste hineinkommen. Auch wir dürfen durch unseren Glauben an Jesus Christus zum Gnadenthron hinzutreten.

4) Ein Partner Gottes

Es sieht so aus, dass Jakob nun stärker motiviert war als vorher. Er hatte eine Quelle gefunden, wie er allen Schwierigkeiten, die sich ihm in den Weg stellen würden, begegnen konnte.

Obwohl er sich vorher nicht stark genug gefühlt hatte, um seine Pläne in die Tat umzusetzen, erkannte er nun, dass Gott seine Schwäche in Stärke umgewandelt hatte. Und aus dem glei- chen Grund ist auch die Gemeinde für dich und mich da. Hier können unsere Schmerzen durch Gottes Hilfe in Kraft umgewandelt werden. Hier können unsere Ängste in Zuversicht und Mut verändert werden. Darum, was auch immer dir an Schwierigkeiten oder Herausfor- derungen bevorsteht, von denen du denkst, es sei unmöglich für dich, damit klarzukommen- das Haus Gottes ist für dich da, um dir Kraft zu geben, zu tun, was du tun musst. Gott hat ver- sprochen, uns mit der Kraft Seines ausgestreckten Armes zu helfen, und Er will außerdem und will für die Arbeit in der Gemeinde fähige Arbeiter bereitstellen, die dafür sorgen, dass die nötigen Kompetenzen zur Verfügung stehen. Die Gemeinde oder das Haus Gottes ist dafür da, damit wir einander helfen, in der Nachfolge Christi zu bleiben und vorwärts zu kommen.

Denn oft genug wird der Teufel versuchen, uns davon abzubringen. Aber die Wahrheit ist, dass die, die ein Rennen aufgeben, nicht gewinnen können, und die, die ein Rennen gewinnen, geben nicht vorher auf. Darum, wenn uns etwas oder jemand entmutigen will oder unsere Pro- bleme uns zu überwältigen scheinen, ist das Haus Gottes dennoch immer der Ort, wo Gott uns verheißen hat, mit uns zu sein in allem, was wir durchmachen. Jakob erkannte seine eigenen Unfähigkeiten und seine fehlende Bereitschaft, seine guten Absichten effektiv umzusetzen.

Aber Gott sagte ihm, dass Er ihm helfen werde, seine Sache zu schaffen und sie auch gut zu machen. Wo es Jakob an Glauben mangelte, war seine Entscheidung, Gottes Perspektiven, Kraft und Gegenwart nicht zu beachten, nicht darauf zu vertrauen und nicht davon Gebrauch zu machen, allein Jakobs Wahl, denn Gott war die ganze Zeit bereit, ihm zu helfen. Um Got- tes Hilfe doch in Anspruch zu nehmen, brauchte es einfach Jakobs angewandten Glauben, auch wenn dieser noch so klein war, und seinen Gehorsam. Auch uns heute bietet Gott die gleiche Hilfe an. Es liegt an uns, ob wir auf Gottes Angebot in Glauben und Gehorsam reagie- ren. Als Jakob Gottes Hilfe angenommen hatte, war er dankbar und schwor Gott, Ihm den Zehnten von allem, womit Er ihn segnen würde, zu geben. Dadurch wurde Jakob ein „Partner Gottes“. Jakob nahm den Stein, auf dem er gelegen hatte, als er den Traum gehabt hatte, und weihte diesen. Dazu richtete er den Stein zu einer Säule auf, die ein Altar sein sollte und die er salbte, und er nannte den Ort „Beth-El“, was bedeutet „Haus Gottes“. Dann sagte er: „Wenn Gott mit mir sein wird und auf mich aufpassen wird auf der Reise, die vor mir liegt, mir zu essen geben wird und für mich sorgen wird, dass ich etwas zum Anziehen habe, so dass ich sicher zu meines Vaters Haus zurückkehren kann, dann soll der Herr mein Gott sein, und der Stein, den ich zum Altar aufgerichtet habe, soll Gottes Haus sein“ (1. Mose 28, 20-22). Lasst uns darüber nachdenken, was Gott für uns durch Jesus Christus getan hat! Das ist noch viel mehr, als was Er für Jakob getan hat. Gott bringt uns zu einer Stadt, in der die Straßen aus Gold gemacht sind. Und wenn wir wirklich glauben, dass es eine himmlische Ewigkeit bei Gott gibt, sollte das sichtbar werden in dem, wie wir mit Menschen und Dingen hier auf der Erde umgehen. Wir gehören zu Gott. Alles, was wir haben, ist uns von Gott, un- serem Schöpfer, anvertraut worden. Oft vergessen wir, dass alles Gute, was wir haben, von Gott kommt, und wir verschließen unser Herz Ihm gegenüber, der es gut mit uns meint, und dienen Ihm nicht. Indem wir das tun, fangen wir an, nur für uns und unsere menschlichen Be- dürfnisse zu leben. Was gibt es in unserem Leben, was uns nicht von Gott geschenkt wurde?Wenn wir so wie Jakob etwas von dem, was wir haben, geben, um Gottes Arbeit auf der Welt zu unterstützen, ist das ein Zeichen, dass wir wissen und anerkennen, wer die Quelle von al- lem Guten in unserem Leben ist. Die Bibel sagt, dass Er, Jesus, arm wurde, damit wir reich würden (2. Korinther 8, 9). Das Geben von Opfern war ein wichtiger Teil von Christi Natur und Charakter. Weil Er für uns arm wurde, dürfen wir nun an Seinen himmlischen Reichtü- mern teilhaben. Gott möchte, dass diese Haltung auch zwischen uns Christen sichtbar wird, damit Menschen erkennen, dass Seine Gnade in unserem Leben wirkt (Sprüche 11, 24.25).

Das Neue Testament lehrt uns, dass wir Seine geistlichen Gaben empfangen haben, damit wir sie zum Wohl anderer Menschen, die in Not sind, gebrauchen oder einsetzen. Zum Beispiel in dem Gleichnis über die Talente in Matthäus 25 warnt uns Jesus, dass unser Platz und Dienst im Himmel davon abhängen werden, wie treu wir hier auf der Erde gelebt und gedient haben (Vers 29). Ein „Talent“ bedeutet an dieser Stelle, welche Fähigkeiten, Zeit, Möglichkeiten und Gelegenheiten wir haben, um hier auf der Erde Gott und unseren Mitmenschen zu dienen.

Paulus schrieb an die Gemeinden in Korinth: „Der, der dem Sämann die Saat und Brot zum Essen gibt, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und die Früchte eurer Gerechtig- keit wachsen lassen. So werdet ihr reich sein in allen Dingen, damit ihr mit lauterem Sinn ge- ben könnt und so durch uns (Paulus und die Gemeinde in Judäa) Danksagung gegenüber Gott bewirkt wird“ (2. Korinther 9, 10-15). Möge Gott dich segnen für alles, was du an Zeit, Kraft und Finanzen in Sein Königreich investierst!

5) Jakob und wir

In 1. Mose 32 gehorchte Jakob Gottes Anweisungen, indem er seinen Onkel Laban und des- sen Gebiet wieder verließ, um in das Land Kanaan zurückzukehren (Kapitel 31, 13), dahin, wo sein ihm feindlich gesinnter Bruder lebte. Mitten in Jakobs Ängsten sandte Gott ihm wie- der einen Engel, um ihn zu ermutigen, indem Er ihn Seiner anhaltenden göttlichen Gegenwart und Seines Schutzes versicherte. Da wir Menschen manchmal in der Welt Angst haben, war Jakob ängstlich und unter Druck, während er sich der Gegend näherte, in der Esau lebte. Wür- den er und seine Familie durch Esaus Hand Gewalt erleiden müssen, weil er, Jakob, den Esau vor mehr als zwanzig Jahren betrogen hatte? Offensichtlich hatte Jakob weder seinem Onkel, noch seinen Frauen, Dienern oder Kindern jemals von den Sünden seiner Jugend erzählt, des- halb hatten sie keine Vorstellung davon, was Jakob Sorgen machte und ihn beunruhigte. Ja- kob betete zu Gott, dass Er ihm helfen möge. Er erinnerte Gott an Seine Verheißungen und den Schutz, die Er den Menschen, die Ihm vertrauen, zugesagt hat. Jakob argumentierte, dass Gott ihn schließlich quasi beschützen müsse, weil Er versprochen hatte, Seinen Bund mit ihm einzuhalten und Seine Absichten für sein Leben zu erfüllen. Jakob betete: „Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knecht getan hast. Denn ich hatte nicht mehr als diesen Stab, als ich hier über den Jordan ging, und nun sind aus mir zwei Lager geworden“ (Vers 11). Heute haben viele von uns vergessen, dass es Gott ist, der uns die Kraft gibt, Wohlstand zu erlangen (5. Mose 8, 18). Jakob sprach an dieser Stelle von sich selbst als jemand, der dem, den er anspricht, gegenüber unterlegen ist, ihm einen Bericht gibt und hofft, dass er Hilfe bekommen kann. Aber Gottes Antwort kam nicht sofort. Dafür hat Jakob aber möglicher Weise endlich seiner Familie erzählt, was früher zwischen ihm und seinem Bruder Esau vorgefallen war. Und als die Familie dies hörte, verstanden sie, was Jakob gemeint hatte, und dies wiederum beantwortet die Frage, warum Jakob in Vers 24 allein zurückblieb. Durch einen fremden Mann, der mit ihm am Jabbok kämpfte, erhielt Jakob von Gott die Antwort, auf die er gewartet hatte. Als der natürliche Teil des Kampfes vorüber war, fing der übernatür- liche Teil an. Der Mann, der ein Engel des Herrn war, fragte Jakob: „Wie heißt du?“ Und Ja- kob antwortete wahrheitsgemäß: „Ich heiße Jakob.“ Dies bedeutet, dass er sich dazu bekannte, was er war: Jakob war, was sein Name, mit dem er gerufen wurde, ausdrückte- ein Betrüger.

Als Gott ihm antwortete, dass von nun an sein Name „Israel“ sein sollte, was bedeutet, dass er mit Gott gekämpft hatte, war es, als ob Gott ihn ermutigen würde, indem Er sagte: „Du magstgetan haben, was andere sagen, dass du es getan hast, aber so bist du nicht wirklich. Ich bin gekommen, um dir zu zeigen, wer du wirklich bist. Du bist Israel.“ Dies appelliert an uns Christen heute. Gott hat uns aus verschiedenen Kulturen und sozialen Hintergründen heraus berufen, dass wir durch Seinen Sohn Jesus Christus verändert würden. Wir werden Christus ähnlich und darum „Christen“ genannt. Unsere ganze Persönlichkeit wird durch Jesus erneu- ert. Gott hat uns die Gnade Seiner Kraft gegeben, dass wir Seine Kinder werden können. Au- ßerdem werden auch wir Christen manchmal „Israel Gottes“ genannt (Galater 6, 16). Jakobs Nacht des Ringens mit Gott endete damit, dass Gott Seinen Segen auf sein Leben legte. Von diesem Zeitpunkt an wusste Jakob, dass sein Leben und Wohlergehen nicht von seinen Betrü- gereien abhängig war, sondern dass er einzig Gottes Hilfe, Leitung und Segen brauchte. Sein eigenes Schauspiel, seine Selbstbezogenheit und sein Betrug hatten es nötig gemacht, dass Ja- kob Kanaan hatte verlassen müssen. Nun musste er sich demütigen und darüber nachdenken, wie er für das Wohl anderer sorgen konnte. Er musste im Umgang mit seinem Besitz großzü- gig sein und musste versuchen, mit seinem Bruder eine bessere Beziehung aufzubauen als frü- her, bevor er in das von Gott verheißene Land zurückkehren konnte. Darum suchte Jakob ein großzügiges Geschenk zwischen seinen Ziegen, Schafen, Kamelen, Eseln und Rindern aus.

Alle waren gut für die Zucht, und es waren im Ganzen 580 Tiere. Wir können sagen, dass, wenn eines Menschen Wege Gott gefallen, Er dafür sorgt, dass die Feinde dieses Menschen in Frieden mit ihm leben (Sprüche 16, 7).

6) Die Anziehungskraft von Wohlstand

(1. Mose 33.34)

Jakob war also zurückgekehrt in das Land der Verheißung Gottes. Jetzt war er das erste Mal mit seiner eigens gegründeten Familie und seinem erworbenen Besitz dort. Leider sollte er ziemlich schnell herausfinden, dass er und seine Familie auch hier und jetzt Schwierigkeiten begegneten. Aber in allem war Gott mit ihnen und sorgte für sie. Obwohl Jakob nun den Jor- dan überquert hatte und nach Kanaan zurückgekehrt war, ging er nicht zurück nach Beth-El, wo er versprochen hatte, Gott ein Haus zu bauen. Stattdessen kaufte Jakob ein Stück Land und ließ sich in Sichem nieder. Diese Gegend war verlockend, weil es eine Gegend war, in der es viel Handel und Reichtum gab. Das klingt ein bisschen ähnlich wie das Leben vieler Christen heute. Oft investieren wir eine Menge Kraft, Zeit und Geld für Dinge, die uns attrak- tiv erscheinen, anstatt dass wir tun, was Gott möchte. Indem Jakob das Land kaufte, zeigte er Glauben an Gottes Verheißung, dass Kanaan eines Tages ihm und seinen Nachkommen gege- ben werden würde. Aber die Art und Weise wie Jakob handelte, war immer noch seine eige- ne, „Jakobs“, und nicht die von Gott für ihn gedachte, „Israels“, Weise. Das ist auch bei uns so, wenn wir nach unseren eigenen menschlichen Vorstellungen handeln und nicht danach fragen, was Jesus möchte, wie wir etwas und was wir tun sollen. Jakob war in vielen Dingen sehr diszipliniert und hatte erkannt, dass es kaum eine Grundlage für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit für ihn, der den Willen Gottes tun wollte, und jemand wie Esau, der nicht nach Gott fragte, gab. Jakob hatte nun eine gute Beziehung zu seinem Bruder, aber es war für sie beide besser, dass sie ihre eigenen Wege gingen. Jakob tat gut daran, nicht nach Seir zu- rückzugehen, wo seine Eltern gelebt hatten und wo nun Esau lebte. Trotzdem war Jakob im- mer noch nicht dort, wo Gott ihn haben wollte, auch wenn er den ihm von Gott am Jabbok ge- gebenen Namen Israel angenommen hatte und dadurch ausdrückte, was er mit Gott erlebt hat- te. Der Begriff „der Gott Israels“ war ein ständiges Zeugnis von Gottes Handeln in Jakobs Le- ben, das von seiner Familie, seinem Haushalt und den Kanaanitern gehört wurde. Aber wir haben keinen Bericht darüber, dass Gott selbst in dieser Zeit direkt mit Jakob kommunizierte oder dass Gott ihm z.B. gesagt hätte, er solle sich in Sichem niederlassen. So wie früher Lot musste auch Jakob erst herausfinden, dass die Attraktionen dieser Stadt und der Einfluss der Menschen, die dort lebten, schreckliche Folgen hatten. Die ganze schändliche Episode von ungezügelter Lust, Betrug und dem Massaker in Sichem zeigt, wie kurz Jakob davor war,einen großen Fehler zu begehen, indem er es zuließ, dass das Volk des Bundes sich nicht wei- ter von den anderen Völkern absonderte, um seinen einen Gott anzubeten. Anscheinend war er bereit, auf Hemors Vorschlag einzugehen und ein Volk mit den Kanaanitern zu werden (1.

Mose 34, 8-10). Leider brauchte es so lange, bis die Tragödie in Sichem passiert war, als Ja- kobs Söhne die Schändung ihrer Schwester an allen Männern der Stadt in einem Massaker rächten, bis Jakob endlich erkannte, dass er beinahe eine von Gott nicht gewollte Partner- schaft mit den Kanaanitern eingegangen wäre. Erst dann war Jakob bereit, auf Gottes Stimme zu hören bzw. Seinem göttlichen Ruf zu folgen und nach Beth-El zurückzukehren. Gott sagte dem Jakob, er solle nach Beth-El zurückkehren und dort Ihn, Gott, an die erste Stelle seines Herzens setzen und nach himmlischen Maßstäben leben.

7) Sieh’ zu, dass du all die fremden Götter loswirst!

(1. Mose 35, 1-14)

Jakob und seine Familie erlebten Gottes Gegenwart, Schutz, Offenbarungen und Segnungen.

Aber sie alle mussten sich trotzdem reinigen, bevor sie Beth-El erreichten, wo Jakob das erste Mal Gott erkannt und angefangen hatte, Ihn zu lieben, der uns so sehr liebt. Wo sind die „mo- dernen Götter“ unserer Zeit? Vielleicht denkst du, Götter oder Götzen seien immer aus Holz, Stein, oder Metall und wurden vor langer Zeit von primitiven Völkern angebetet. Diese An- nahme ist einerseits richtig, aber vom Standpunkt der Bibel her oder nach Gottes Maßstäben bedeutet Götzenanbetung hierüber hinaus, dass wir zulassen, dass irgendetwas oder irgendje- mand an erster Stelle in unserem Leben steht an Stelle von Gott (1. Johannes 5, 21). Die Wertvorstellungen unserer jeweiligen Kultur geben uns vor, was wir denken, wer Gott ist und wer Er nicht ist. Dadurch sind wir voreingenommen, belastet und geblendet, dass wir die Wahrheit der Bibel teilweise nicht oder nur schwer erkennen können. Unsere falschen Vor- stellungen sind zu Festungen falscher Götter in uns geworden. Wenn wir zurück nach Beth-El gehen wollen, zu dem Punkt in unserem Leben, als wir das erste Mal Jesu Liebe erkannten und in Liebe darauf antworteten, dann müssen wir uns von unseren selbst gemachten Götzen verabschieden. Die Gemeinde in Ephesus, die Jesus bat, zu ihrer ersten Liebe zurückzukeh- ren, hatte eine Menge guter Qualitäten, die Gott lobte: Jesus hob hervor, dass sie arbeiteten, geduldig waren, in ihrer Mitte keine Menschen duldeten, die Böses taten, falsche Apostel prüften, dass sie Überwinder seien und dass sie die Taten der Nikolaiten hassten. Zu der Zeit, als Johannes an die Gemeinden in Kleinasien schrieb, haben die damaligen Christen wahr- scheinlich schlimme Verfolgung unter dem Kaiser Domitian (81-96) erlitten. Dieser Kaiser verlangte, dass alle seine Untertanen ihn als Herrn und „Gott“ anbeten sollten. Er gebrauchte seine politische, wirtschaftliche und soziale Macht, um jedes Verhalten, das er als Widerstand auslegte, zu unterdrücken, und darin war die christliche Bewegung eingeschlossen. Es war wahrscheinlich während dieser Periode in der Geschichte, dass Gläubige Zuflucht in den Ka- takomben suchten, die eigentlich unterirdische Gräber waren. Viele der Gemeinden dieser Zeit hatten gegen Armut und gegen die Anschuldigung der Ketzerei und der abweichenden Meinung zu kämpfen. Das war die Situation, in der der Gemeinde in Ephesus gesagt wurde, sie sollten zu ihrer ersten Liebe zurückkehren. Das bedeutet, dass es genau genommen nicht genügt, wenn wir eine gute Lehre haben, ein paar Gebote halten oder in der Gemeinde regel- mäßig anwesend sind. Oft zitieren wir Jesus, der sagte: „Ich stehe an der Tür und klopfe an.

Wenn jemand die Tür öffnet, werde ich zu ihm kommen und Gemeinschaft mit ihm haben“ (Offenbarung 3, 20). Das sagte Er der Gemeinde in Laodizea. Leider gab es in ihrem Brief nichts, was Gott lobend erwähnte, weil sie es richtig gemacht hätten. Der Besitzer aller Dinge, der sie zu Verwaltern Seines Haushalts gemacht hatte, warnte sie, nicht lauwarm zu sein und so zu tun, als ob sie sehr geistlich wären, obwohl sie in Wahrheit geistlich arm ge- worden waren. Der Herr riet ihnen auch, sie sollten umkehren, um zu überwinden. Jesus, der in alle Herzen sehen kann und weiß, was wir uns wünschen, klopft heute an unsere Herzens- tür, genau, wie Er es bei Jakob getan hatte, als Er Jakob bat, nach Beth-El zurückzukehren. Je-sus klopft bei uns an, weil Er möchte, dass wir alles loslassen, dem wir die erste Priorität an Stelle von Jesus in unserem Leben gegeben haben. Nur dann kann in unseren Herzen ein wah- res „Beth-El“ sein, ein Ort, an dem der Himmel sich öffnet und Engel von der Erde zum Him- mel und zurückgehen, die unsere Gebete und Fürbitten zum Gnadenthron Gottes tragen und uns dann Antworten auf unsere Gebete bringen. Was ist Beth-El, ist es einfach nur ein Haus Gottes? Nein, es ist vielmehr ein Ort, wo wir den Himmel berühren, um dann die Welt ein Stück weit zu verändern. In Beth-El baute Jakob bei seiner Rückkehr einen Altar, um seine Hingabe an Gott zu erneuern, die er beim ersten Mal vor dreißig Jahren an diesem Ort ge- schworen hatte. Jetzt nannte Jakob den Ort „El-Beth-El“. Es sieht so aus, dass er dorthin zu- rückgekehrt war, um zu zeigen, dass er zu seiner ersten Liebe zu Gott zurückkehrte.

8) Ein heiliger Ort

Vielleicht klingt für viele Menschen der Name „Beth-El“ nach einem merkwürdigen Ort auf der verblassten Landkarte der biblischen Geschichte. Tatsächlich aber ist der Ort mit einem Mann und seinem Schöpfergott verbunden, und wir können, egal, ob wir an Gott glauben oder nicht, an dieser Stelle wichtige Lektionen für unser Leben lernen. Der Ort lehrt uns etwas, was als „heiliger Ort“ benannt werden kann: Wann immer Gott die Welt berührt, wird dieser Ort zu einem heiligen Ort. Das war die Erfahrung von Jakob. Beth-El war ein heiliger Ort, weil Gott sich ihm hier offenbart hatte. So ähnlich war es gewesen, als Abraham viel Jahre vorher Gott einen Altar in der Nähe von Beth-El gebaut hatte, um sich daran zu erinnern, dass er hier Gottes Gegenwart sehr stark gespürt hatte (1. Mose 12, 8; 13, 3.4). Dieses alttestamen- tarische Konzept von heiligen Orten gewinnt im Neuen Testament sogar noch an Bedeutung.

Dort lesen wir, dass Gott selbst Mensch wurde und unter uns wohnte (Johannes 1, 14). Das heißt mit anderen Worten, dass nun Gott nicht nur die Erde punktuell berührte, sondern kam, um einige Zeit auf der Erde in Menschengestalt zu leben; Gott in Seinem Sohn Jesus Christus wurde im Fleisch geboren. Jesus ist sozusagen ein Beth-El im Fleisch. Er sprach mit Nathana- el und sagte: „Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabstei- gen über dem Menschensohn“ (Johannes 1, 51). Also war das Haus Gottes, Beth-El, in Jesus, dem Sohn Gottes, personifiziert worden. Jesus war eine heilige Person. Jesu Worte zu Natha- nael wurden bei Seiner Taufe erfüllt, als der Heilige Geist auf Ihn kam (Matthäus 3, 16). Dar- um war es so, dass, wo immer Jesus hinging, Gott hinging. Welchen Ort auch immer Jesus besuchte, der wurde ein Beth-El oder ein heiliger Ort. Aber die Geschichte der heiligen Orte endet hier noch nicht. Jesus sagte seinen Jüngern und damit auch uns gläubigen Menschen heute, dass Er Seinen Geist auf uns kommen lassen werde, nicht nur, dass dieser bei uns ist, sondern, dass Er in uns leben soll (Johannes 14, 16.17). Mit anderen Worten, Gläubige sind „Tempel Gottes“ geworden, in denen Gott lebt (1. Korinther 6, 19.20). Wie bei Jesus ist es so, dass, wo immer wir hingehen, Gott hingeht, gleich wie Christus in uns lebt und wir in der Welt leben. Meine persönliche Frage an dich ist: Ist dein Leben bereits ein Haus Gottes ge- worden, ein heiliger Ort, der die Berührung des Heiligen Geistes erfahren hat? Falls nicht, möchte ich dich Jesus anbefehlen. Nimm Ihn heute als deinen persönlichen Retter an und erle- be, wie in deinem Leben ein Beth-El Gottes entsteht, das der Himmel Gottes auf Erden ist, zu Seiner Ehre!

Mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen von Peter Arthur, einem Missionar aus Ghana! (Übersetzung aus dem Englischen von Stefanie Arthur) Kontakt: peter-steffi@freenet.de