Gott mit uns (Jesaja 7)
1) Gott sorgt sich um uns
Die Prophezeiungen des Jesaja sind im Licht der Zeitgeschichte wirklich bemerkenswert. Die Frage, die auf der Hand liegt, als Jesaja seinen Dienst begann, ist nicht, ob Israel oder Juda ih- ren vorherigen Ruhm wiedererlangen könnten, sondern vielmehr, ob diese beiden Nationen überhaupt überleben könnten. Darum berief der Gott der ganzen Menschheit, der sich um die Schöpfung und die Menschen besorgt, inmitten dieses Chaos’ Jesaja, dass er an Seiner Stelle sprechen möge. Aber der Dienst des Jesaja galt nicht den hebräischen Königreichen Israel und Juda. Vielmehr repräsentiert er bis heute Gottes Liebe und Fürsorge für alle Menschen und Völker. Im hier vorliegenden siebenten Kapitel hatte sich Ahas, der König von Juda, ganz von Gott abgewandt. Er betete nicht nur Götzen an, sondern opferte sogar seine eigenen Kinder in Brandopfern an heidnische Götter. Als er hörte, dass die Könige Pekach und Rezin sich ver- bündet hatten und einen Angriff auf ihn vorbereiteten, hatte er keine Glauben, auf den er zu- rückgreifen konnte, weil er im Grunde seines Herzens genau wusste, dass er von der Glau- bensgrundlage seines Vaters und Großvaters, die vor ihm Könige gewesen waren, abgefallen war. Darum wurde Ahas auch so ängstlich, dass er innerlich zitterte wie eine Pappel im Wind, und seine Angst war so groß, dass das ganze Volk sich mit ihm fürchtete. Gott, der in Seiner Gnade für uns sorgt, sagte dem Jesaja, dass er dem König helfen sollte, wieder eine neue Per- spektive zu entwickeln, indem er einen langzeitlichen Blick darauf werfen sollte, wie die Streitkräfte aussahen, die sich gegen ihn und sein Volk versammelt hatten. Anstatt ängstlich und verzweifelt zu sein, wurde Ahas durch den Propheten eingeladen, sein Vertrauen neu auf Gott zu setzen. Jesaja sagte: „Wenn du nicht fest im Glauben stehst, wirst du nicht bestehen können!“ Ähnlich sieht es auch manchmal bei uns Christen heute aus. Wir sind gerufen in die Familie unseres Gottes, der für uns sorgt. Wir sollten eine andere Sichtweise der Zeitge- schichte haben. Die Bibel kann uns helfen, eine Perspektive im Leben zu entwickeln, indem wir die Geschichte über lange Zeit daraufhin betrachten, was vergeht und was bleibt, und nicht nur Zwischenbilanzen zwischen den Jahren ziehen. Als das Volk Gottes sind wir Teil ei- nes Prozesses, der sich über Generationen erstreckt und in dem wir am Erbe unserer Vorgän- ger bauen, um etwas zu der Zukunft unsere Nachkommen beizutragen. Indem sich König Ahas vom göttlichen Weg seiner Vorfahren abgekehrt hatte, hatte er sein Volk in den Götzen- dienst einschließlich Menschenopfern geführt. Es wird sogar gesagt, dass es zu seiner Zeit mehr Götter als Städte in Juda gab (Jeremia 2, 28). Die Situation war so schrecklich, dass wir nach menschlichem Gedenken sagen würden, dass dieser Mann eine sehr harte Strafe verdiente. Aber der Gott der Hoffnung sandte Jesaja, um dem König zu helfen. Unsere Welt heute ist angefüllt mit solchem Verhalten. Wir finden es besonders oft in gehobenen Positionen wie in der Politik, in humanistischen Vorstellungen, die sich in unserer Gesellschaft immer stärker durchsetzen, sowie in vielen unnatürlichen Verhaltensweisen. Aber das alles ist nicht wirklich anders als zu der Zeit, als Gott den Jesaja rief, dass er helfen sollte. Darum bedeutet „Advent“ Hoffnung für die Völker.
2) Das Schlechte wird noch schlechter
Trotz der göttlichen Lebensweise seines Vaters Jotam und seines Großvaters Usija nahm Kö- nig Ahas den seelsorgerlichen Rat des Jesaja nicht an. Vielmehr verließ er sich auf seine eige- nen Ideen. Das Ergebnis war, dass König Pekach und König Rezin von Damaskus Juda an- griffen, 120000 Männer töteten und hunderttausende von Menschen in die Gefangenschaft führten. Sie belagerten Jerusalem, um dort ihren eigenen König zu etablieren, aber wie Jesaja prophezeit hatte, schafften sie es nicht, die Stadt einzunehmen (Verse 7-9). Doch König Rezin eroberte die Hafenstadt Elath, die am Roten Meer lag (2. Könige 16, 6-8). Dadurch konntendie Edomiter Juda vom Süden angreifen, und auch sie führten viele Gefangene fort (2. Chro- nik 28, 17). Die Palestinenser fielen in der Tiefebene westlich von Jerusalem ein und erober- ten zahlreiche Städte und Dörfer (2. Chronik 28, 18-21). Trotz dieser Niederlagen weigerte sich Ahas noch immer, zum Herrn umzukehren, und es wurde immer schlimmer mit ihm, dass er sogar Assyrien um Hilfe bat. Er nahm alle Schätze aus dem Tempel des Herrn und aus sei- nem Palast und sandte sie als Geschenke zum König der Assyrer, der Tiglat-Pileser III hieß.
Die Antwort darauf war, dass Tiglat-Pileser III Damaskus eroberte und König Rezin tötete (2.
König 16, 9). Aber all dies brachte Juda nur unter stärkere assyrische Kontrolle. All diese Ge- schehnisse beobachtend, warnte Jesaja den Ahas, dass sein Verlass auf Tiglat-Pileser für Gott eine Beleidigung war, da er, Jesaja, ihm gesagt hatte, er solle sich ganz auf Gott den Herrn verlassen, dass Er ihm helfen würde. Gott hatte auch angeboten, ein wunderbares Zeichen zu tun, aber stattdessen hatte Ahas sich an den assyrischen König gewandt. Seine Abkehr und Beleidigung Gott gegenüber werde zu Ahas’ Untergang führen. In unserer Welt heute geht es oft nicht viel anders zu. Mehr als 85 % unserer nationalen Politiker suchen Rat in spiritisti- schen Sitzungen. In Deutschland gibt es heute sogar mehr Telefonnummern von Astrologen oder Wahrsagern als Telefonnummern von Pastoren im Telefonbuch. Auch im Fernsehen gibt es mehr Ansprachen von Astrologen als von Pastoren. Trotzdem gibt es eine Hoffnung für die Zukunft. Solange es wenigstens noch eine Kirche in der Stadt gibt, kann diese Hoffnung nicht ganz abgeschnitten werden. In all den schrecklichen Situationen, die uns umgeben, steht die Kirche als das Licht des Glaubens, das die unvergängliche Liebe Gottes repräsentiert. So wie Gott in Seiner Gnade wollte, dass Jesaja dem König und den Menschen in Juda helfen sollte, möchte dieser gnädige Gott, wann immer wir an den Advent denken, durch uns den Völkern dieser Erde helfen. Gott ist so gnädig, dass Er den Politikern trotz ihrer Fehler helfen möchte.
Wir sollten daran denken, dass sie zwar vielleicht viele Dinge falsch machen, aber dass sie auch vom Teufel verführt und dessen Opfer sind. Dies war die Situation in Juda. Juda wurde von allen Seiten bedrängt, aber es ging nicht zu Bruch. Es war durcheinander, aber nicht ver- zweifelt. Es wurde verfolgt, aber nicht aufgegeben. Es wurde gerüttelt, aber es wurde nicht zerstört. Der Teufel dachte, er hätte sein Schlimmstes Juda angetan, aber er wusste nicht, dass er in Wirklichkeit nur eine Plattform gebaut hatte, auf der Gott Seine Macht der Liebe de- monstrieren würde. Juda war in einer Situation, in der es das Beste von Gottes Liebe sehen sollte, nämlich das Zeichen des Immanuels. Gott gab ihnen offensichtlich Kraft und Gnade, diese Zeiten der Schwierigkeiten durchzustehen. Und diese selbe Gnade ist auch heute mit uns in egal welcher Situation wir uns befinden.
3) Die Jungfrau wird ein Kind haben (Vers 10-14)
Der Vers zehn beginnt mit dem Wort „wieder“, was bedeutet, dass Jesaja auch nach dessen Ungehorsam gegenüber dem Rat Gottes wieder mit König Ahas sprechen sollte. Jesaja sagte, Ahas dürfe ein natürliches oder übernatürliches Wunder von Gott erbitten. Aber Ahas meinte, er werde nicht darum bitten, weil er Gott nicht versuchen wolle. Die Wahrheit hier ist, dass diese Haltung falsche Demut war. Sie klingt zwar sehr religiös oder geistlich, aber Ahas hatte den Herrn bereits versucht, indem er seine eigenen Kinder an heidnische Götter geopfert hatte (2. Könige16, 3-5). Oft handelt die menschliche Natur so. Nachdem wir unsere eigenen Dinge getan haben, tun wir so, als seien wir sehr religiös, und wir vergeistigen Dinge, die eigentlich natürlicher Art sind, anstatt dass wir akzeptieren, dass wir Fehler gemacht haben, und Gott um Sein Erbarmen anflehen. Trotz aller Fehler des Königs sandte der Herr immer wieder Jesaja, dass er ihm ein Freund sein sollte. Genauso könnte es auch sein, dass Gott Dich oder mich zu einem Freund oder z.B. jemand bei unserer Arbeit schickt. Vielleicht benimmt sich diese Per- son in fast kindlicher Weise schlecht, wie dieser König es tat, aber Liebe kann unzähliges Fehlverhalten von uns Menschen zudecken. Jesaja sagte: „Höre nun, du Haus Davids, ist es nicht genug, dass du die Geduld der Menschen versuchst? Willst du auch die Geduld Gottes versuchen? Darum wird dir der Herr selbst ein Zeichen geben. Eine Jungfrau wird ein Kindhaben, und sie wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen ‚Immanuel’.“ Dieses wunderba- re Zeichen sollte durch eine Braut, die noch Jungfrau war, erfüllt werden. Noch bevor ihr Sohn alt genug sein würde, um Recht und Unrecht zu unterscheiden, würden diese Könige und ihre Länder zerstört worden sein (Vers 16). Die endgültige Erfüllung dieser Prophezeiung geschah durch die Geburt von Jesus Christus, der von der Jungfrau Maria geboren wurde. Ma- ria war eine Jungfrau und blieb Jungfrau bis zur Geburt von Jesus Christus. Die Empfängnis ihres Sohnes kam durch ein Wunder des Heiligen Geistes und nicht durch einen Mann. Der Sohn dieser Jungfrau wurde „Immanuel“ genannt, was bedeutet „Gott mit uns“. Auch heutzu- tage werden Volkszählungen durchgeführt. In einigen Ländern wird das alle zehn, in anderen all fünf Jahre getan. Diesen Brauch gab es bereits zu den biblischen Zeiten. Davon wird uns an verschiedenen Stellen der Schrift berichtet. Als Quirinius Statthalter in der römischen Pro- vinz Syrien war, waren Volkszählungen sehr wichtig, um Steuererhebungen machen zu kön- nen, um das Militär zu bezahlen, um zu planen, um Wehrpflichtige einziehen zu können, Ar- beiter für öffentliche Projekte einstellen zu können, als auch, um Abgaben vom Zehnten und Opfer einzusammeln, um religiöse Einrichtungen zu erhalten. Cäsar Augustus gebrauchte Volkszählungen, um die Resourcen und Bedürfnisse seines Reiches zu berechnen, entspre- chend Abgaben zu erheben, und um seine Truppen strategisch zu verteilen und aufzustellen.
Sowohl damals als auch heute hatten und haben Volkszählungen eine wichtige politische Be- deutung. Sicherlich halfen sie, um bestimmte Dienste sinnvoll zu verteilen. Trotzdem wurden diese Zählungen von vielen Menschen als ein Werkzeug der Ausbeutung und Unterdrückung angesehen, vor allem dort, wo die Regierung ohne Wahl und ohne Mitleid mit den Menschen existierte. So war es wohl auch damals in Israel, als sie unter römischer Herrschaft standen.
Dennoch gebrauchte Gott die Volkszählung unter der politischen Gefangenschaft, um Maria und Joseph nach Bethlehem zu bringen, wo Jesus in Erfüllung von Gottes Plan und Prophe- zeiungen geboren wurde. Bethlehem bedeutet „Brothaus“. Dieser Abschnitt war bekannt für seine Landwirtschaft und als die Stadt Davids. Sie wird auch in Verbindung mit dem Prophe- ten Samuel gebracht, der dorthin gekommen war und David zum König gesalbt hatte (1. Sa- muel 17, 12). David verlor nie seine Leidenschaft für diese Stadt, und sie war auch vorherbe- stimmt, der Geburtsort des Messias zu sein (Micha 5, 2). Geschichtlich gesehen war der Ge- burtsort wahrscheinlich eine Höhle in der Nähe der Stadt, denn zu dieser Zeit wurden Ställe meistens in Höhlen gebaut. Die Mutter von Emperor Konstantin namens Helena baute 330 nach Christus eine Kirche an die Geburtsstätte Jesu. Heute steht an derselben Stelle eine Kirche, die 527-565 nach Christus von Emperor Justinian gebaut wurde.
4) Die Verbindung zwischen den Engeln und Hirten
Die Verbindung der Engel und Hirten erzählt uns die andere Seite der Geschichte (Lukas 2, 8-20). Der Stall war wahrscheinlich eine Höhle, und die Krippe war eine Futterkrippe für Tie- re. Die Geburt des Retters der Welt fand in einem sehr einfachen Umfeld statt. Maria hätte sa- gen können: „Wisst ihr nicht, dass ich die Mutter eines Kindes bin, das der König aller Köni- ge und der Retter der Welt sein wird?“ Aber gerade so, wie wir auch in späteren Berichten den Charakter ihres Sohnes kennen lernen, lebte Jesus nicht ein Leben wie ein weltlicher Kö- nig im Palast, sondern Er lebte vielmehr ein einfaches Leben. Lasst uns menschlich sein und über die Situation, in der die Eltern des Kindes sich befanden, nachdenken. Ihr frisch gebore- nes Baby lag dort in dieser Futterkrippe. Wenn das keine frustrierende Lebenslage war, weiß ich nicht, was wir denken, wie Frustration aussieht. Sie waren weit von zu Hause entfernt. Sie waren auf dem Weg, um dem Gebot des politischen Herrschers nachzukommen, und plötzlich setzten die Geburtswehen bei Maria ein. In diesem Moment konnte der Teufel eine Menge schlechter Gedanken in ihre Köpfe geben, so dass sie ganz durcheinander waren. Es war die Situation eines inneren Kampfes. Wir sollten auch nicht vergessen, dass der Teufel hier hinein kam und die Herzen der Menschen in der Stadt verstockte, so dass kein Haus für Maria in ih- rer verzweifelten Lage, in der sie Hilfe so bitter nötig gehabt hätte, geöffnet wurde. Entgegenaller Hoffnungslosigkeit hatte die Familie aber doch Hoffnung auf Hilfe von ihrem Schöpfer- gott, der unsere Herzen und Wünsche und Bedürfnisse kennt. Sie hatten eine Krippe, das Kind war geboren, und sie hatten wahrscheinlich gemischte Gefühle der Freude und einer unpas- senden Umgebung. Wenn du und ich keine Hoffnung in uns selbst haben, können wir einen Advent nach dem anderen feiern und doch keine Hoffnung für unsere Stadt oder Nation ha- ben. Denn wir können nur das geben, was wir haben. Als Christen haben wir die Hoffnung der Herrlichkeit in uns, und diese Hoffnung ist es, die die Welt braucht. Die Engel des Herrn waren bei der Familie in ihrer schwierigen Lage, auch wenn Maria und Josef sie nicht mit ih- ren Augen sehen konnten. Aber die Aussage, dass der Engel des Herrn zu den Hirten ging und ihnen erzählte, dass heute in der Stadt Davids der Heiland geboren war, beweist die Aktivität der Engel in der Situation. Der Engel ging nicht zuerst zu religiösen Leitern oder berühmten Persönlichkeiten des Landes, die sowieso nicht vorbereitet waren auf Jesus. Vielmehr ging der Engel zu den Hirten, die treu waren wie königliche Diener in ihrer Wache während der langen, dunklen Nacht, in der sie auf die Wiederkehr ihres Herrn warteten. In den Augen der Menschen waren sie „Niemande“, aber Gott kannte ihre Herzen und wusste, dass sie in Glau- ben, Geduld und großer Erwartung auf das Kommen des Messias warteten. Die Frage hier ist: Warten wir auf das zweite Kommen unseres Retters, während wir Jahr für Jahr Advent feiern? Nachdem ihnen die Engel erschienen waren, liefen die Hirten, so schnell sie konnten, um die heilige Familie zu suchen. Und als sie bei ihnen ankamen, sie besuchten und ihnen erzählten, was die Engel ihnen gesagt hatten, war das für die Familie sicher eine große Ermutigung.
Wenn das keine Ermutigung gewesen sein soll, weiß ich nicht, was wir Ermutigung nennen.
Maria und Josef hatten bereits mit Gott Begegnungen gehabt. Aber wenn sie und die Hirten sich hier nicht getroffen und miteinander ausgetauscht hätten, was sie mit ihrem Schöpfergott in dieser Zeit und diesen Tagen erlebt hatten, dann hätten sie einander nicht ermutigen kön- nen. Genauso sollen auch wir Christen zusammenkommen, um miteinander zu teilen, was Gott in unserem Leben tut, so dass wir einander aufrichten können. Es war immer so, dass Gott, der überall ist, sich punktuell bemerkbar macht. Der Friede, den die Engel verkündet hatten, ist bereits hier auf unserer Erde. Nun liegt es an uns persönlich, dass wir Jesus bitten, in unser Leben zu kommen. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Men- schen Seines Wohlgefallens“ hatten die Engel gesungen. Wo ist unsere Hingabe für die Men- schen um uns her? Möge Gott unsere Herzen entflammen so wie wir die Kerzen als Zeichen des Advents anzünden, und möge Er uns die Hoffnung geben, die auch andere Menschen er- reichen und für Jesu zweites Kommen vorbereiten kann!
5) Das Opfer einer armen Familie (Lukas 2, 22-38)
Das Lukasevangelium erzählt uns, dass Jesus in Armut hineingeboren wurde. Nach dem Ge- setz musste eine Frau ein Lamm als Opfer darbringen, wenn sie ein Kind bekommen hatte.
Aber die ärmeren Familien durften zwei nicht so teure Turteltauben oder Tauben anstelle des Lammes bringen (3. Mose 12, 6-8). Und genau so machten es auch Maria und Josef, als sie das Baby Jesus im Tempel darstellten. Während sie dort waren, kam ein alter Mann namens Simeon zu ihnen und nahm das Kind auf seinen Arm, um es zu segnen. Es gab nichts Beson- deres an diesem Mann, was ihn berechtigt hätte, so an dem kleinen Immanuel zu handeln. So- weit wir das wissen, war er kein religiöser Leiter, und er hatte keine besondere Ausbildung oder offizielle Autorität. Er war einfach nur ein gerechter und hingegebener Mann, der sein Leben so führte, dass er sich nah an Gott hielt. Und Gott gab ihm die Einsicht, genau, wie Er sie dem Jesaja gegeben hatte, um die Menschen in ihren Leiden zu ermutigen. Die Worte der Hoffnung waren: „Immanuel kommt“. Er würde die Lösung für unsere zerstörte Welt sein. Si- meon, der alt war, hatte von Gott gehört, dass er nicht sterben würde, bis seine Augen diesen Retter der Welt gesehen hätten. Simeons Name bedeutet „Gott hört“, und er ist ein Beispiel, wie Gott die Menschen ehrt, die ihr Leben lang leise beten und wachsam sind. Simeon war ein Mann geduldigen Glaubens. Ja, sein Warten auf den Messias muss ihm selbst endlos er-schienen sein. Sicher hatte er viele Gelegenheiten, um zu zweifeln, wie es viele Menschen an seiner Stelle getan hätten. Der Ruf von falschen Messias’ war überall zu hören. Aber Simeon wusste irgendwie, dass der Befreier nicht als ein großer nationalistischer Führer oder politisch gewaltsam auftreten würde, sondern dass er Ihn als ein Baby, das von seinen Eltern in den Tempel getragen würde, sehen könnte. Sein Königreich würde ein Stein des Anstoßes für die einen und der Fels der Rettung für die anderen sein, und zwar sowohl für Juden als auch für Heiden. Simeon wusste auch, dass das junge Paar, das da vor ihm stand, verletzt werden wür- de durch die Streitigkeiten, die um ihren Sohn herum entbrennen würden. Im Tempel war auch noch eine alte Frau namens Hanna, die bekannt war für ihre geistliche Weisheit und ihre Verkündigung von Gottes Wort an die Menschen. Sie verbrachte ihr ganzes Leben im Tempel mit Fasten und Beten. Als Maria und Josef ihren Sohn zur Darstellung in den Tempel brach- ten, erkannte auch Hanna Ihn als den Messias, und der Grund dafür war, dass sie in der Er- wartung des Einen lebte, der die Rettung der Welt bringen sollte. Ohne Zweifel hatten Hannas Gebete in den all den Jahren ein starkes Sehnen nach Gottes Gesalbtem ausgedrückt. Zusam- men mit Simeon half Hanna nun, Zeugnis zu geben von Jesus als dem erfüllten Zeichen des Immanuels. Ihr Zeugnis als von einer Frau allein hätte vor dem jüdischen Gericht damals we- nig gezählt. Aber Lukas schloss sie dennoch in sein Evangelium mit ein, vielleicht auch, um hervorzuheben, dass Jesus als der Befreier Veränderungen zwischen seine Jüngern bringen wollte. Sie sollten Frauen nicht länger als minderwertige Zeugen und Menschen betrachten, sondern als vollwertige Mitglieder einer neuen Gemeinschaft in Christus, dem Immanuel.
6) Der Himmel ist ein vorbereiteter Ort für vorbereitete Menschen
Die Jungfrau Maria musste sich auf das Zeichen des Immanuels vorbereiten, damit es durch sie hier auf der Erde erfüllt werden konnte. Die Verheißung des Engels Gabriel an sie wurde ihr Traum. Und eines Tages wurde dieser Traum Wirklichkeit, weil sie sich vorbereitet hatte.
Sie sah ihren Traum heranwachsen. Eines Tages wollte sie mit ihrer Familie Jesus sehen.
Menschen in der Menge, die Jesus nachfolgten, sagten zu Ihm: „Sieh, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sprechen“. Jesus erklärte ihnen daraufhin, dass Sei- ne Brüder, Schwestern und Familie solche Menschen seien, die auf das Wort Gottes hörten (Matthäus 12, 48-50). In der damaligen Gesellschaft, in der Jesus lebte, wurden Blutsbezie- hungen als sehr wichtig angesehen. Darum müssen Jesu Worte an dieser Stelle für die Men- schen, die sie hörten, und besonders für Seine Familie sehr merkwürdig geklungen haben. All die Vorbereitungen, die Maria durchlaufen hatte- welche Mutter wäre durch solche Worte von ihrem geliebten Sohn nicht verletzt gewesen? Die Menge hatte das Gefühl, dass Jesus mit ih- ren Traditionen und zur gleichen Zeit mit Seiner Familie brach. Aber wir sollten beachten, dass Jesus nicht verleugnete, dass Maria und Seine Brüder vor der Tür Seine Familie waren.
Vielmehr erweiterte Er die menschliche Vorstellung einer Familie zu einer größeren Realität, in der jeder, der den Willen Gottes tun würde, ein Teil von Jesu (himmlischer) Familie wer- den würde. In unserer Vorbereitung auf Jesu zweites Kommen, die wir jedes Jahr feiern, den- ken wir oft nicht daran, wie groß die Familie Gottes in Wirklichkeit ist. Es gibt junge Men- schen in unserer Gemeinde, deren Eltern keine Christen sind, und ältere Menschen, deren Kinder keine Christen sind. Jesus wollte, dass wir für einander wie in einer natürlichen Fami- lie da sein sollen. Das beinhaltet auch die unbekannte Zeit Seiner Wiederkunft. Unsere Kir- chenväter mahnten uns, wir sollten keine Lehre aus Jesu Gleichnissen entwickeln. Aber die Wahrheit ist, dass Jesus keine Gleichnisse erzählte, um Lügen zu verbreiten, sondern Er ge- brauchte Beispiele aus dem damaligen Alltag, die göttliche Wahrheiten offenbaren sollten, die auch einfache Menschen verstehen konnten. Und die Mehrheit dieser Gleichnisse Jesu spricht von unserer Vorbereitung auf Sein zweites Kommen, das zu einer Stunde sein wird, wenn Ihn niemand von uns erwartet. Er sagte, Er werde kommen wie ein Dieb. Der einzige Weg, wie Maria aushalten konnte, zu sehen, wie erst ihr Traum Wirklichkeit wurde, und dann ihr Sohnans Kreuz genagelt und getötet wurde, war, dass sie sich darauf vorbereitet hatte, das Uner- wartete zu erwarten. Und dieses Unerwartete wurde zur lebendigen Hoffnung der ganzen Menschheit. In dem Gleichnis der zehn Jungfrauen war es so, dass all diese Jungfrauen geru- fen waren, gerecht zu sein. Sie alle waren rein, aber fünf von ihnen wurden bekannt, dass sie weise waren und angenommen wurden, und fünf, dass sie nicht weise waren und nicht ange- nommen wurden. Die, die nicht angenommen wurden, hatten ihr Bestes getan, um dabei zu sein, aber nicht ihr Bestes, um auf das Kommen des „Bräutigams“ (Jesus) vorbereitet zu sein.
Jesus sagte: „Ich muss hingehen, um euch eine Wohnung zu bereiten, und ich werde wieder- kommen, um euch zu mir zu nehmen“ (Johannes 14, 1-3). Diese Aussage richtet sich an die universelle Gemeinde, genau, wie das Gleichnis der zehn Jungfrauen sich an alle Gläubigen richtet. Wir müssen jederzeit darauf achten, ob unser Geist auf Gott hin ausgerichtet ist im Licht von Jesu zweitem Kommen, das zu einer unbekannten und unerwarteten Zeit sein wird.
Wir müssen im Glauben standhalten, so dass, wenn dieser Tag und diese Stunde da sind, wir bei der Wiederkunft unseres Herrn angenommen werden. Wenn wir nicht in einer persönli- chen Beziehung zu Jesus stehen, wenn Er wiederkommt, werden wir von Seiner Gegenwart und Seinem Königreich ausgeschlossen. In diesem Gleichnis sehen wir, dass sogar die Hälfte der Menschen in der universellen Gemeinde unvorbereitet sein werden. Er macht deutlich, dass Er nicht warten wird oder dann kommen wird, wenn wir uns gerade genug vorbereitet haben, sondern dass wir uns entsprechend Seinem angekündigten Kommen vorbereiten sol- len. Der Zeitpunkt Seines Kommens wird für alle Menschen eine Überraschung sein.
Das Zeichen des Immanuels erinnert uns daran, dass Gott ein persönliches Interesse an jedem von uns hat. Es ist unser Privileg, dass wir Seine Befreiung individuell in Anspruch nehmen dürfen. Die Engel verkündeten Gottes guten Willen für alle Menschen. Dies darf persönlich genutzt werden. Hast Du Ihn schon als Deinen Herrn und Retter angenommen? Gesegnet sind die, die Ihn als ihren Befreier und ihre Hoffnung auf eine gute Zukunft annehmen.
Mit freundlichen Grüßen, F.P. Arthur (ein Missionar aus Ghana) Kontakt: peter-steffi@freenet.de
(Übersetzung ins Deutsche von Stefanie Arthur)