„In den allerersten Anfängen der christlichen Zeit, lange bevor England irgendeine bedeutende Rolle hatte einnehmen können oder sein Volk sich zu einer Nation verbunden hatte, hatten unsere Vorfahren ein großes Reich errichtet, welches bis in das 11. Jh. Bestand. Danach erlag es den Angriffen der Mohren aus dem Norden. In seiner Größe erstreckte sich dieses Reich von Timbuktu bis Bamako und sogar bis hin- über zum Atlantik. Es heißt, dass Anwälte und Gelehrte in diesem Reich hohes Ansehen genossen, und dass die Einwohner Ghanas Kleider aus Wolle, Baumwolle, Seide und Samt trugen. Man handelte dort mit Kupfer, Gold und Textilien, die in Fabriken hergestellt wurden, und die Menschen trugen Juwelen und Waffen aus Gold und Silber.“ (Autobiographie) „Bei weitem das größte Unrecht, das die abzie- henden Kolonialisten uns antaten, und das wir uns nun weiterhin selbst in unserem Zustand der Uneinig- keit zufügen, war, dass sie uns in wirtschaftlich nicht lebensfähige Staaten zersplittert zurückließen, die keine wirkliche Chance auf Entwicklung haben… Wir müssen uns zu allererst vereinigen, um wirtschaftlich lebensfähig zu werden, und dann müssen wir unsere Bodenschätze im Süden Afrikas wieder entdecken, so dass uns unsere ungeheuren Reichtümer und Kapazitäten für Entwicklung Wohlstand bringen und zum Wohle der ganzen Welt dienen können. Darum habe ich auch an anderer Stelle geschrieben, dass die Emanzipation Afrikas eine Emanzipation der Menschheit werden kann.“ (Rede Dr. Nkrumahs auf der OAU Gipfelkonferenz in Kairo am 19.07.1964)
Die Wurzeln des ghanaischen Nationalismus gehen zurück zu den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Er verdankte viel dem Einfluss der Pan-Afrikanischen Bewegung, die u.a. von Sylvester Williams, W.E.B. Du Bois, George Padmore und Marcus Garvey ins Leben gerufen wurde, sowie der westafrikanischen Studentenbewegung, die ihre Basis in Großbritannien hatte. Dr. Du Bois’ erster Pan-Afrikanischer Kongress fand 1919 in Paris statt. Nur ein Jahr nach dieser Zusammenkunft rief Casely Hayford eine Einfüh- rungsveranstaltung für den Nationalkongress von Britisch Westafrika (NCBWA) in Accra zusammen. Dieser NCBWA sollte eine Plattform für die Intellektuellen in Britisch West- afrika sein, um die „Wünsche und Erwartungen der Bevölkerung vor die Regierung“ zu bringen. Auf längere Sicht steuerte der Kongress an, dass die Bevölkerung von Britisch Westafrika eine neue Konstitution erhalten sollte, die eine eigene afrikanische Regie- rung ermöglichen sollte. Zu den spezifischen Forderungen des NCBWA gehörten die Wahl von afrikanischen Repräsentanten sowohl in der Legislative als auch im Stadtrat, eine Unterbrechung der Ausübung der gerichtlichen Funktionen durch ungelernte öf- fentliche Diener, die Öffnung der Exekutive für Afrikaner, die Errichtung einer Universi- tät in Britisch Westafrika sowie die Einführung einer allgemeinen Schulpflicht. Nach dem Tod von Casely Hayford im Jahr 1930 wurde der NCBWA leider uneffektiv. In der Mitte der 30er Jahre wurde die Nationalpolitik durch den Einfluss von Isaac Wallace Johnson aus Sierra Leone und von der Goldküste aus durch die Liga der Westafrikani- schen Jugend radikalisiert. Die Kolonialregierung und die afrikanischen Stammeskönige, die als Kollaborateure angesehen wurden, wurden hierdurch stark unter Druck gesetzt.
Während des 2. Weltkriegs (1939-1945) musste jegliche nationale Handlung ausgesetzt werden, wurde danach aber gleich wieder aufgenommen. Während des Krieges unter- stützten die Menschen von der Goldküste die kriegerischen Anstrengungen der Briten, indem sie Truppen stellten und Spenden zur Unterstützung des Kaufs eines Hubschrau- bers sammelten. Der 5. Pan-Afrikanische Kongress fand in Manchester im Oktober 1945 statt und wurde von Dr. Kwame Nkrumah inspiriert. Am 04. August 1947 wurde der Vereinigte Goldküste Konvent (UGCC) gegründet, der helfen wollte, die Goldküste von der kolonialen Vorherrschaft „in der kürzest möglichen Zeit“ zu befreien. Der UGCC lud Dr. Nkrumah ein, aus London in seine Heimat zurück zu kehren, und dieser Einla- dung folgte Nkrumah im Oktober 1947. Dr. Nkrumahs politische Aktivität hatte begon- nen, als er in den USA studierte, aber dass er sich ernsthaft und engagiert dafür einzu-setzen begann, fing erst etwas später an, als er ab 1945 in London (GB) weiter studier- te. Als er in England lebte, gab Nkrumah ein pan-afrikanisches Journal heraus, war Vize- präsident der westafrikanischen Studentenverbindung und half, die 5. Pan-Afrikanische Konferenz in Manchester zu organisieren. Hier war es auch, wo der frühere Kommunist und engagierte Pan-Afrikanist George Padmore Nkrumahs Mentor wurde. Bis zu seinem Tod 1959 übte Padmore einen entscheidenden und kritischen Einfluss auf Nkrumah aus, der ihm half, seine Ideen in vernünftiger Weise umzusetzen.
Der Mensch Dr. Kwame Nkrumah
Dr. Kwame Nkrumah, der erste Premierminister und Präsident Ghanas, sticht nicht nur zwischen den sogenannten „Big Six“ heraus, sondern zählt sogar zu den größten Persönlichkeiten der Geschichte. Er war es, der die Unruhen in seinem Volk in der britischen Kolonie Goldküste in Bahnen leitete, so dass eine sehr gut organisierte Protest- bewegung gegen die britische Regierung daraus entstand. So kam es, dass in ziemlich kurzer Zeit am 06. März 1957 die politische Unabhängigkeit Ghanas erreicht werden konnte. Als Ghana unabhängig geworden war, engagierte sich Dr. Nkrumah für die Be- freiung des gesamten afrikanischen Kontinents aus der kolonialen Vorherrschaft. Er un- terstützte und finanzierte auch teilweise die Freiheitskämpfe und nationalen Bewegun- gen auf dem Kontinent. Bald schon sollten seine Anstrengungen Erfolge bringen, als die Mehrheit der afrikanischen Länder ebenfalls unabhängig wurde. Nun konzentrierte Dr. Nkrumah seine Bemühungen auf eine Vereinigung der afrikanischen Staaten. Er glaubte fest daran, dass dies der Schlüssel sei, um dem afrikanischen Kontinent eine starke Stimme zu verleihen und dem „schwarzen Mann“ sein Selbstwertgefühl und seinen Stolz zurück zu geben. Tatsächlich sind Dr. Nkrumahs politische Aktivitäten beinahe nicht zu zählen. Außer dass er ein brillanter Leiter des gemeinen Volkes und ein großer Verfechter von dessen Anliegen war, wird er als ein außergewöhnlicher Staatsmann Ghanas und Afrikas erinnert, der Schulter an Schulter stand mit so großen Leitern des 20. Jahrhunderts wie Lenin in der Sowjetunion, Mao Tse-tung (Zedong) in China, Fidel Castro in Kuba, John F. Kennedy in den USA und Winston Churchill in Großbritannien.
Sein Leben
Kwame Nkrumah wurde am 21. September 1909 in Nkroful in der Westregion der Goldküste geboren. Sein Vater hatte mehrere Frauen und viele Kinder, aber Nkrumah war das einzige Kind seiner Mutter. Sein ganzes Leben lang verlieh seine Mutter Elisa- beth Nyaniba ihm Kraft und Zuversicht. Er schrieb einmal über sie: „Ich habe nie von einer Frau so viel gehalten wie von ihr. Wie sind uns in einem Punkt gleich. Es scheint so zu sein, dass wir einander Kraft geben. Genau wie ich mich besser fühle, wenn ich bei ihr bin, fühlt sie sich besser, wenn sie krank ist und ich sie besuche.“ Als Nkrumah etwa drei Jahre alt war, brachte ihn seine Mutter nach Assini, wo sein Vater als Gold- schmied arbeitete. Seine Schulzeit begann Nkrumah auf der katholischen Schule dieses Ortes, wo er auf den Namen Francis getauft wurde. Der deutsche römisch-katholische Priester Georg Fischer beeinflusste die elementare schulische Erziehung von Nkrumah sehr stark. Nkrumah beendete die Volksschule als Bester seiner Klasse und erhielt dar- aufhin eine Lehrstelle an einer Grundschule in Half Assini. 1926 besuchte der Erzie- hungswissenschaftler Rev. A.G. Fraser diese Schule. Er war so beeindruckt von Nkru- mahs Fähigkeiten, dass er empfahl, Nkrumah solle für weitere Studien das öffentliche Lehrerkolleg in Accra besuchen. Auf diesem Kolleg kam Nkrumah unter den Einfluss von Dr. Kwegyir Aggrey, der ihm hervorragend aus seiner persönlichen Depression und finanziellen Krise heraushalf, die Nkrumah in diesen Jahr nach dem Tod seines Vaters getroffen hatte. Als das Kolleg 1928 nach Achimota verlegt und dem Prince of Wales Kolleg angeschlossen wurde, musste sich Nkrumah anstrengen, um mit seinen Studien- kollegen mithalten zu können, von denen die meisten die Abiturschule besucht hatten.
Zu seinen Lieblingsfächern zählten Geschichte und Psychologie. Außerhalb des Klassenraums war er aktiv in Aggrey’s Studentenverbindung, die ein Debattierclub war.
Nkrumah war sportlich sehr aktiv und lief für sein Kolleg 100- und 200m Läufe. 1930 graduierte er und begann seine Lehrerkarriere in der römisch-katholischen Schule in Elmina. Als Lehrer entwickelte er bemerkenswerte pädagogische Gaben. Basil Davidson, der eine Biographie über Nkrumah schrieb, zitiert einen Schulinspektor, der einmal eine Schulstunde des jungen Nkrumah besuchte und von ihm sagte: „Ich habe unser Zusammentreffen niemals vergessen. Ich wurde plötzlich gewahr, dass ich hier keinen gewöhnlichen Lehrer vor mir sah. Obwohl am offenen Fenster einige Neugierige stan- den, die nicht wenig Lärm verursachten, reagierten die Schüler aufmerksam und gerne auf seine ruhige, würdevolle und fast ‚magische’ Art. Es war eine unvergessliche Erfah- rung für mich.“ Während er in Elmina lehrte, verwendete Nkrumah einen Großteil sei- ner Freizeit für die Gründung einer Lehrervereinigung. Diese hatte zum Ziel, das Anse- hen und die Arbeitsbedingungen der Lehrer zu verbessern, indem ihre Bedürfnisse Ge- hör bei den Regierenden fanden. Nach Ablauf eines Jahres in Elmina wurde Nkrumah nach Axim gerufen und dort zum Direktor der örtlichen römisch-katholischen Ober- schule ernannt. Während er hier arbeitete, nahm Nkrumah Privatstunden, um sich für eine Immatrikulation auf der Londoner Universität vorzubereiten. Leider reichten dafür dann seine Kenntnisse in Latein und Mathematik nicht aus. 1933 eröffnete die römisch- katholische Mission in Goldküste ein Priesterseminar in Amissano nahe Elmina. Als ein- er der besten jungen Lehrer der Kirche wurde Nkrumah eingeladen, hier zu lehren.
Amissano sollte einen großen Einfluss auf Nkrumah haben. Sein religiöser Eifer, den er zuvor fast verloren hatte, wurde hier neu entfacht. Er überlegte, Priester im Jesuitenor- den zu werden. Ein ganzes Jahr dachte er darüber nach, aber dann gewann doch sein älterer Wunsch, sich weiter zu bilden. Um nach Übersee zu gehen, wählte Nkrumah die USA. Zu dieser Zeit hatte er von den Visionen des einstigen afrikanischen Nationalisten Nnamdi Azikiwe (Zik) gehört, der der Herausgeber der Afrikanischen Morgenpost war.
Zik’s Ideen beeinflussten Nkrumah sehr. Azikiwe hatte ebenfalls in den USA studiert und sollte später einmal der erste Präsident von Nigeria werden. Durch ihn kam Nk- rumah auf die Idee, die USA seien der richtige Ort, um viel über Freiheit und Gleichheit zu lernen. Ende 1934 bewarb sich Nkrumah an der Lincoln Universität, die die erste Einrichtung für höhere Bildung von „Schwarzen“ war. Zwei Verwandte bezahlten Nkru- mahs Reise: Der Stammeskönig von Nsuaem in Wassa Fiase nordwestlich von Tarkwa sowie ein Verwandter aus Lagos in Nigeria.
Nkrumah landete gegen Ende Oktober 1934 in New York und begann seine Studien in Wirtschaft und Soziologie an der Lincoln Universität. 1939 erhielt er den Major Bache- lor of Art in diesen Fächern, und 1942 qualifizierte er sich für den Bachelor in Theolo- gie. Er wechselte zu der Universität in Pennsylvania/ Philadelphia, wo er einen M. Sc.
Abschluss in Erziehungswissenschaften und einen Master of Art in Philosophie erhielt.
Während seiner Studien in Pennsylvania half Nkrumah, dort eine afrikanische Studen- tenschaft zu bilden. Er half ebenfalls, die afrikanischen Studenten in Amerika und Kana- da in einer Afrikanischen Studentenverbindung von Amerika und Kanada zu organisie- ren. Auf dem ersten Kongress dieser Vereinigung wurde er zu deren Präsidenten ge- wählt. Inmitten all dieser organisatorischen Arbeiten lernte Dr. Nkrumah C.L.R. James kennen, einen Historiker aus Trinidad, der gerade in den USA lebte. Durch James erfuhr Dr. Nkrumah viel über politische Organisationen und begann, sich sehr für die Schrif- ten von Marxisten und anderen revolutionären Philosophen zu interessieren. Er wurde teilweise von den Gedanken des „Schwarzen“ Nationalisten Marcus Garvey inspiriert, ein charismatischer Jamaikaner, der eine „Zurück-nach-Afrika-“ Bewegung initiierte. Außerdem interessierte sich Dr. Nkrumah für die Gedanken von Dr. W.E.B. Du Bois, der in seiner Eigenschaft als einer der Gründer der Nationalen Vereinigung für die Entwicklung der Farbigen Menschen eindrucksvoll über afrikanische Angelegenheiten schrieb.
Durch Marcus Garvey entschied sich Dr. Nkrumah, sich für ein Programm zu engagie- ren, das Afrika systematisch vom Kolonialismus und von Neo-Kolonialismus befreien wollte. Wir wollen uns im Folgenden genauer ansehen, was Dr. Nkrumahs Anteil am Prozess der Befreiung Afrikas vom Kolonialismus war. Dr. Nkrumahs Weg zur Präsident- schaft Ghanas war geprägt durch seine politische Aktivität in den USA und in England.
Nach 12 Jahren Abwesenheit kehrte Dr. Nkrumah am 10. Oktober 1947 in seine Heimat Goldküste zurück.
Zu dieser Zeit war die Goldküste noch immer unter der Kontrolle des Britischen Imperi- ums, und es brodelte inmitten der Bevölkerung, die endlich politisch eigenständig werden wollte. Diese Forderung war durch den politisch links orientierten Wallace Johnson stark geworden. Die kolonialistische Regierung hatte Johnson 1938 deportiert und hatte andere anti-kolonialistische und Anti-Steuer-Bewegungen unterdrückt. Dr. Kwame Nkrumah kehrte in seine Heimat zurück, als die Spannungen immer schneller eskalierten. Im selben Jahr 1947 war der UGCC gegründet worden, der Vereinigte Goldküste Konvent. Dr. Nkrumah wurde dessen Sekretär und Chef Organisator. Er verwandelte den Konvent von einer unmotivierten und wenig einflussreichen Vereinigung in eine richtige politische Partei. Dr. Nkrumah engagierte sich sehr und diskutierte oft mit der Leiterschaft, die von Dr. Joesph Danquah angeführt wurde und auch zusammen mit Dr.
Nkrumah „Die großen Sechs“ genannt wurde. Er wollte erreichen, dass es in der Regie- rung eine konstitutionelle Reform geben sollte. Die Weichen waren gestellt für eine po- litische Autonomie von England. Diese nationale Bewegung war in ihrem Ursprung von der Mittelklasse geprägt und war konservativ in ihrer Ausrichtung.
Die „Großen Sechs“
Sie hießen (von links):
- Dr. Kwame Nkrumah- später 1. Premierminister und 1. Präsident von Ghana
- Emmanuel Odarkwei Obetsebi-Lamptey- Gründungsmitglied des UGCC
- Dr. Ebenezer Ako-Adjei- Gründungsmitglied des UGCC
- Edward Akufo-Addo- Gründungsmitglied des UGCC und später Chefrichter und dann Präsident von Ghana
- Dr. Joseph Boakye Danquah- Gründungsmitglied und Leiter des UGCC
- William Ofori Atta- Gründungsmitglied des UGCC
Einen Tag, nachdem es große Unruhen in der Goldküste gegeben hatte, schickten die UGCC Leiter ein Telegramm zum Londoner Staatssekretär mit folgendem Inhalt: „…
wenn die koloniale Regierung nicht abgesetzt und ab sofort durch eine Regierung desVolkes und seiner Stammesfürsten ersetzt wird, wird die Masse des Volkes, die bereits
völlig außer Kontrolle geraten ist, deren Streiks die Polizei bedrohen und die sich auf- lehnen entgegen aller Anordnungen der Polizei weitermachen und wahrscheinlich noch gewalttätiger werden, und die Menschen werden vollkommen unkontrolliert und außer sich geraten sein in ihren Handlungen… Ein Komitee der UGCC verkündet, dass sie be- reit wären, eine vorläufige Regierung zu bilden. Wir bitten im Namen unseres unter- drückten, sprachlosen und falsch regierten Volkes und seiner Stammesfürsten, dass ein Spezialbeauftragter zu uns geschickt wird, der die Regierungsgewalt an eine vorläufige Regierung des Volkes und seiner Stammesfürsten übergibt und als Zeuge der Einberu- fung einer neuen konstitutionellen Versammlung dient.“ Sir Creasy reagierte auf dieses Schreiben, indem er anordnete, dass die sechs Leiter des UGCC verhaftet werden soll- ten. Man hielt sie in einer verlassenen Gegend im Norden der Goldküste gefangen. Ein Untersuchungsausschuss, der von Mr. Aiken Watson geleitet wurde, sollte die Unruhen genauer erforschen. Andere Mitglieder dieses Ausschusses waren Dr. Keith Murray, Mr.
Andrew Dalgleish and Mr. E.G. Hanrott. Nachdem sie inhaftiert worden waren, wurden die UGCC Leiter alle zusammen zu Nationalhelden erklärt und die „Großen Sechs“ ge- nannt. Ihre Bekanntheit und Beliebtheit wuchs ständig. Am 08. März 1948 demonstrier- ten Lehrer und Schüler gegen die Inhaftierung der „Großen Sechs“. Die Demonstration wurde aufgelöst, und die Nationalhelden wurden freigelassen:
Die Accra- Unruhen von 1948 beschleunigten die politische Reform. Dennoch wies Dr. Nkrumah, der sonst immer als radikaler Vorwärtskämpfer bekannt war, die ersten Vor- schläge für eine neue Konstitution für die Goldküste zurück. 1949 gab Dr. Nkrumah dann seine Stellung im UGCC auf, nachdem es häufiger zu Spannungen und Unstim- migkeiten zwischen ihm, Danquah und der UGCC Leiterschaft gekommen war. Dr. Nkrumah gründete eine neue Partei, die Allgemeine Volkspartei (CPP). Er schlug vor, Veränderungen durch „positive Handlungen“ herbeizuführen: Seine Mitarbeiter ergrif- fen die Gelegenheit und bereiteten alles für eine sofortige Selbstregierung vor. Da- durch machten sie ihr Anliegen dringend, was erst einmal dazu führte, dass Dr. Nkru-mah wieder von den Briten gefangen genommen wurde. Aber die Reform ging weiter, und 1951 konnten die ersten nationalen Wahlen durchgeführt werden. Dies war ein Triumph für die CPP. Ihre exzellente Organisation und ihr gefangener, aber dennoch entschlossener Vorsitzender hatten den Sieg errungen. Obwohl Dr. Nkrumah immer noch in Haft saß, wurde er zum ersten Premierminister ernannt, der afrikanischer Her- kunft war. Am 12. Februar 1951 wurde Dr. Nkrumah dann endlich frei gelassen und zum „Geschäftsführer der Regierung“ ernannt. Nachdem die CPP die Wahl 1951 gewon- nen hatte, gewann sie auch noch die Wahlen von 1954 und 1956. Dr. Nkrumahs Motto lautete: „Entweder sterbe ich, oder ich befreie mein Volk!“
Die Zeit vor der Unabhängigkeit
In den sechs Jahren zwischen den ersten allgemeinen Wahlen von 1951 und Ghanas Unabhängigkeit 1957 unternahm die Regierung der CPP mutige Initiativen, um die wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung des Landes voranzutreiben. Im wirt- schaftlichen Bereich stellten sie einen 5-Jahres-Plan auf, der festlegte, welche Entwick- lungen erreicht werden sollten. Zu den Zielen dieses Plans gehörten die Versiegelung der meisten Straßen des Landes sowie der Bau neuer Straßen, der Bau einer Brücke über das Voltabecken in Adomi, die Förderung des Verkehrs zwischen der Voltaregion und allen anderen Teilen des Landes, die Errichtung eines neuen und modernen Hafens in Tema, der Anschluss des Hunitals an die Kade Eisenbahnlinie, die weiter nach Accra und Tema führte, die Unterstützung der Kakaoindustrie sowie die Vorbereitung eines Plans für den Bau eines Wasserkraftwerks in Akosombo. Im sozialen Bereich unterstützte die Regierung 1952 die Einführung der allgemeinen Schulpflicht für die sechsjährige Grundschule. Die Regierungsausgaben für die Grundschulen wurden von 207.500 Pfund in den Jahren 1950-1951 auf über 900.000 Pfund im Jahr 1952 erhöht. Infolge dessen erhöhte sich die Zahl der registrierten Schüler in den Grundschulen von 212.000 im Jahr 1950 auf 270.000 im Jahr 1952. Sechzehn neue Lehrerkollegs wurden eingerichtet, um mehr Lehrer auszubilden, und die Zahl der öffentlichen Oberschulen wurde von 13 im Jahr 1951 auf 31 im Jahr 1955 erhöht. 1952 eröffnete die CPP Regierung eine wissenschaftlichtechnische Universität in Kumasi, und sie kooperierten mit Nigeria, Gambia und Sierra Leone, um einen westafrikanischen Prüfungsausschuss zu bilden und so Universitätsprüfungen in den vier Ländern durchführen zu können. Die Universitätsausbildung war gebührenfrei, und die Lehrbücher für alle Schüler in den Grund- Volks- und Abiturschulen wurden ebenfalls von der Regierung gestellt. Politisch beschleunigte die CPP Regierung die Afrikanisierung des zivilen und öffentlichen Dienstes, so dass die Zahl der Afrikaner in den so genannten „Europäischen Posten“ von 171 im Jahr 1949 auf 916 im Jahr 1954 und schließlich 3.000 im Jahr 1957 stieg. Außerdem richteten sie 1952 ein neues System der örtlichen Regierung mit einer gewählten Mehrheit ein. Die größte politische Herausforderung für die Regierung während dieser Zeit aber war der Zusammenhalt im Staat. Um Mitternacht am 06. März 1957 wurde die britische Kolonie Goldküste endlich offiziell zu einer unabhängigen Nation erklärt. In einer überglücklichen Zeremonie brach es aus der Masse heraus: „Ghana ist frei!“
In seiner Rede am Tag der Unabhängigkeit proklamierte Dr. Kwame Nkrumah:
“Unser geliebtes Land Ghana ist für immer frei.
Aber die Unabhängigkeit Ghanas wäre bedeutungslos,
wenn nach ihr nicht die totale Befreiung Afrikas folgen würde!”
Die Vision Dr. Nkrumahs, der der erste Präsident Ghanas wurde, und den das Volk den „Großen Sohn von Mutter Afrika“ nannte, war, dass er Ghana zu einem erfolgreichen Land machen und so den afrikanischen Nationalismus vorantreiben wollte. So wollte er verhindern, dass Rassismus, den er in Amerika zwischen „Schwarz und Weiß“ gesehen hatte, in Afrika eine Chance bekam. Der Name „Ghana“, den er für das befreite Land wählte, ist ein historischer alter Name aus dem alten Reich, das zwischen 400 und 1000 n.Chr. Existiert hatte und zwischen dem heutigen südöstlichen Mauretanien, West-Mali und dem östlichen Senegal lag. Unter seiner eigenen Bevölkerung, den Mande und So- ninke, war es bekannt als „Wagadou“. Das dou im Namen dieses Reiches ist das Mande Wort für „Land“. In Westafrika findet man es in vielen Ortsnamen. Das waga in dem Namen kann man ungefähr mit „Herden“ übersetzen. Also bedeutet Wagadou in etwa „Land der Herden“. Dieses Reich wurde in Europa und Arabien auch als „Ghana“ be- kannt. Die meisten frühen schriftlichen Informationen über das Reich kamen von anda- lusischen Händlern, die das Land regelmäßig besuchten, und von den Almoraviden, die in das Reich im späten 11. Jh. Einfielen. Die erste schriftliche Erwähnung des König- reichs folgte kurz nachdem Sanhaja Händler es im 8. Jh. Kontaktiert hatten. Im späten 9.
und frühen 10. Jh. Finden sich detailliertere Berichte über die zentralisierte Monarchie, die die Länder der Region dominierte. Der cordobanische Gelehrte Al-Bakri sammelte Geschichten von vielen Reisenden in der Region und konnte so genauere Beschreibun- gen des Königreiches im Jahr 1067 geben. Zu dieser Zeit gingen Zeitzeugen davon aus, dass das so genannte „Ghana“ eine Armee von 200.000 Soldaten und Reitern aufstellen konnte. Früher und später gab es ebenfalls hoch zivilisierte Königreiche in Nordwest- und Westafrika wie Nubien und Kusch (um 2800 v.Chr.- 400 n.Chr.) und Simbabwe (von 1250 n.Chr. an), die unseren hohen Respekt verdienen und keineswegs in die Phi- losophie der Sklavenhändler oder Hitlers passen, die Afrikaner als „gehirnlose, mit Mus- keln bepackte Buschmenschen“ abstempeln wollten. Dr. Kwame Nkrumah wollte dieLebensbedingungen von Afrikanern in der ganzen Welt verbessern. „Es fand eine Be- wusstseinsbildung statt“, berichtet Kwamina Panford, die einen Lehrstuhl für afroameri- kanische Studien an der Nord-West-Universität hatte, „die die Freiheit Ghanas mit der Freiheit aller afrikanischen Menschen weltweit verbinden wollte“. Innerhalb von 10 Jah- ren ghanaischer Unabhängigkeit schafften es 30 weitere Länder Afrikas, eine eigene Re- gierung aufzustellen, und Dr. Nkrumahs größeres Ziel der afrikanischen Selbstregierung auf dem gesamten Kontinent war weitestgehend erreicht.
Absicht
Dr. Nkrumah führte eine aktive Außenpolitik, um Ghana aus der Peripherie der politi- schen Angelegenheiten in der Welt zu einer wichtigeren Rolle durch den Kampf für afrikanische Befreiung und Einheit zu verhelfen. Er war daran beteiligt, eine Organisati- on für die Afrikanische Einheit (OAU) zu bilden, und Konferenzen zum Thema der afri- kanischen Einheit zu planen. Er knüpfte persönliche Beziehungen zu anderen afrikani- schen Leitern. Dr. Nkrumah wurde immer bekannter, aber er sah sich auch großen Her- ausforderungen gegenüber wie die, Einheit in ein Volk zu bringen, das wenig miteinan- der gemeinsam hatte. Es gab sogar starke Feindschaften zwischen einigen Völkergrup- pen, die aus jahrhunderte langen Streitereien oder den Schmerzen der Sklaverei her- vorgegangen waren. Politischen Parteien, die sich regional oder an einzelnen Stämmen orientierten, war es sogar verboten, ein Gefühl der nationalen Einheit zu fördern.
Am 08. Juli 1960 wurde Ghana eine Republik, und Dr. Nkrumah sprach zu einem auf- merksamen Parlament über eine große Bandbreite von nationalen und die ganze Welt angehenden Angelegenheiten, einschließlich der Möglichkeit, Ghana würde den Com- monwealth verlassen, wenn Südafrika, in dem es damals die Apartheid gab, Mitglied blieb.
Ein stark motivierter Dr. Kwame Nkrumah hielt 1963 auf der Gründungskonferenz der OAU (Organisation der Afrikanischen Einheit) in Addis Ababa/ Äthiopien seine histori- sche Rede. Er sagte u.a.: „Ich bin glücklich, in diesem historischen Moment hier in Addis Ababa zu sein. Ich bringe mit mir die Hoffungen und Grüße der Regierung und des Vol- kes in Ghana. Unser Thema ist ‚Afrikanische Einheit JETZT’. Es gibt keine Zeit zu ver- lieren. Wir müssen uns vereinigen, oder wir werden untergehen. Ich bin zuversichtlich, dass, wenn wir uns ernsthaft bemühen und nicht aufgeben, wir schon heute hier die Grundlage für eine kontinentale Vereinigung aller afrikanischen Staaten legen können.
Ein ganzer Kontinent hat uns sein Mandat gegeben, damit wir hier und heute die Formalitäten regeln sollen, die den Aufbau einer Großmacht ermöglichen. Auf diesem Kontinent brauchen wir nicht lange um zu entdecken, dass der Kampf gegen den Kolonialismus nicht in dem Moment endet, wenn wir unsere nationale Unabhängigkeit er- reicht haben. Die Unabhängigkeit ist nur die Vorbreitung für einen neuen und größeren Kampf um das Recht, unsere wirtschaftlichen und sozialen Angelegenheiten selbst zu regeln und unsere Gesellschaft entsprechend unserer eigenen Vorstellungen zu gestalten, ungestört von erniedrigenden neokolonialistischen Kontrollen und Einmischungen. Von Anfang an waren wir in Gefahr, frustriert zu werden, als schnelle Änderungen nötig waren, und instabil zu werden, wo große Anstrengungen und eine ordentliche Leitung gebraucht wurden. Keine verstreuten Handlungen oder frommen Beschlüsse können unsere momentanen Probleme lösen. Nichts wird wirklich nützen, außer dass ein vereintes Afrika vereint handelt.“
„Vereinigen oder untergehen“
Dr. Nkrumah fuhr fort: „… Wir haben bereits eine Stufe erreicht, auf der wir uns verei- nigen müssen, oder wir werden untergehen. Dann wird es uns nicht besser ergehen als Lateinamerika, das seit 150 Jahren Unabhängigkeit immer noch gegen seinen Willen im- perialistisch unterdrückt wird. Als ein Kontinent haben wir es geschafft, in einer ande- ren Zeit unabhängig zu werden. Inzwischen ist der Imperialismus stärker, rücksichtslo- ser und erfahrener geworden. Dadurch ist er auf der internationalen Ebene viel gefähr- licher geworden. Unsere wirtschaftliche Entwicklung fordert das Ende des Kolonialis- mus und der neokolonialistischen Dominanz in Afrika. Aber genau wie wir verstanden haben, dass das Formen unseres nationalen Schicksals von uns allen verlangte, dass wir politisch unabhängig wurden und dafür all unsere uns zur Verfügung stehende Kraft anstrengten, so müssen wir auch heute erkennen und anerkennen, dass unsere wirt- schaftliche Unabhängigkeit eine afrikanische Einheit braucht und die gleiche Aufmerk- samkeit fordert, um politisch erreicht werden zu können. Für die Einheit unseres Kon- tinents, nicht weniger als für unsere einzelne Unabhängigkeit, wird es zu spät sein, und es kann passieren, dass wir sie für immer verlieren, wenn wir den Kolonialismus weiter zulassen. Afrikanische Einheit ist ein politisches Reich, das nur politisch erreicht werden kann. Die soziale und wirtschaftliche Entwicklung Afrikas werden nur durch dieses Reich kommen, auf keinen Fall umgekehrt. Ist es nicht einzig und allein Einheit, die uns zu einer effektiven Kraft machen kann, so dass wir fähig werden, unseren eigenen Fort- schritt zu kreieren und unseren wertvollen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten? Welcher unabhängige Staat Afrikas, wer von euch hier, kann behaupten, dass seine Finanzen und Bankgeschäfte so gut sind, dass eine nationale Entwicklung verzeichnet werden kann? Wer kann behaupten, dass seine materiellen Ressourcen und menschliche Ener- gien für seine eigenen nationalen Bestrebungen zur Verfügung stehen? Wer kann be- haupten, es gäbe keine Enttäuschung und Desillusionierung, was die nationale städti- sche und landwirtschaftliche Entwicklung angeht? In unserem gerade erst unabhängig gewordenen Afrika erleben schon jetzt wieder die Instabilität und Frustration, die wir unter der kolonialen Herrschaft erlebten. Wir lernen schnell, dass politische Unabhän- gigkeit nicht genug ist, um uns von den Folgen der kolonialen Herrschaft zu befreien.
Die Bewegung der Massen der Völker in Afrika, die nach Freiheit von dieser Art Herr- schaft schreien, war nicht nur ein Aufstand gegen die Bedingungen, die damit verbun- den waren. Unsere Völker unterstützten uns in unserem Kampf um Unabhängigkeit, weil sie glaubten, dass afrikanische Regierungen die Wunden der Vergangenheit in ei- ner Weise heilen könnten, wie es unter kolonialen Regierungen niemals zustande ge- bracht worden wäre.“
27. August 1963: William Edward Burghardt Du Bois stirbt in Accra. Der Afroamerikaner W.E.B. Du Bois war 1968 in Massachusetts geboren worden und wurde später einer der bedeutendsten Unterstützer der pan-afrikanischen Bewegung, die wiederum Dr. Kwa- me Nkrumah und die Geschichte Ghanas beeinflussen sollte. Dr. Nkrumah lud Du Bois ein, nach Ghana zu ziehen, als es unabhängig geworden war.
Was war seine Vision, die wir heute noch brauchen?
Dr. Nkrumah sagte einst: „Jahrhunderte lang haben die Europäer den afrikanischen Kontinent dominiert. Der weiße Mann gab sich selbst einfach das Recht, Nicht-Weiße zu beherrschen und Gehorsam von ihnen zu verlangen. Er behauptete, seine Mission sei, Afrika zu ‚zivilisieren’. Unter diesem Deckmantel beraubten die Europäer den ganzen Kontinent von seinen Reichtümern und taten dem afrikanischen Volk unvorstellbares Leid an. All dies ergibt eine traurige Geschichte, aber jetzt müssen wir bereit sein, die Vergangenheit mit ihren unangenehmen Erinnerungen ruhen zu lassen und in die Zukunft zu sehen. Alles, was wir von den früheren kolonialen Mächten verlangen, ist,dass sie guten Willen zeigen und sich kooperativ verhalten, wenn wir die Fehler und Ungerechtigkeiten der Vergangenheit berichtigen, indem sie uns unsere Unabhängigkeit schenken… Es ist offensichtlich, dass wir eine afrikanische Lösung für unsere Pro- bleme finden müssen, und dass wir diese Lösung nur in einer afrikanischen Einheit finden werden. Getrennt voneinander sind wir schwach, aber vereinigt könnte Afrika eine der größten Mächte des Guten in der Welt werden. Obwohl die meisten Afrikaner arm sind, ist unser Kontinent doch potentiell sehr reich. Unsere Mineralien, die momentan mit fremdem Kapital ausgeschöpft werden und so nur fremde Investoren reich machen, reichen von Gold und Diamanten bis zu Uran und Petroleum. Unsere Wälder ent- halten einige der wertvollsten Hölzer der Welt. Mit Kakao, Kaffee, Gummi, Tabak und Baumwolle können wir schnelles Geld machen. Was Energie angeht, die einen wichtigen Faktor einer wirtschaftlichen Entwicklung darstellt, gibt es in Afrika 40% der potentiellen Wasserkraft der Welt, während es z.B. in Europa nur 10% und in Nordamerika nur 13% davon gibt. Bisher allerdings wird gerade einmal 1% unserer Wasserkraft genutzt. Dies ist einer der Gründe, warum wir in Afrika paradoxer Weise Armut inmitten von potentiellem Reichtum haben und Kärglichkeit inmitten von Überfluss. Niemals zu- vor standen einem Volk zum Greifen nahe so große Möglichkeiten und Reichtümer zur Entwicklung eines ganzen Kontinents zur Verfügung. Die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents muss im Ganzen geplant und vorangetrieben werden… Kritiker der afrikanischen Einheit beziehen sich oft auf die großen Unterschiede der Kulturen, Sprachen und Vorstellungen in den verschiedenen Teilen Afrikas. Das ist richtig, aber die entscheidende Tatsache bleibt doch, dass wir alle Afrikaner sind und ein gemeinsames Interesse an der Unabhängigkeit Afrikas haben. Die Schwierigkeiten, die durch die Frage der Sprache, Kultur oder verschiedener politischer Systeme entstehen, sind nicht übermächtig. Wenn wir uns alle über die Notwendigkeit einer politischen Einheit einig sind, dann ist der Wille geboren, sie zu verwirklichen. Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Die momentanen Leiter Afrikas haben bereits einen bemerkenswerten Willen ge- zeigt, unter einander Rat und Hilfe zu suchen. Wir Afrikaner haben wirklich angefangen, kontinental zu denken. Wir realisieren, dass wir vieles gemeinsam haben, sowohl in der vergangenen Geschichte als auch in den gegenwärtigen Problemen und zukünftigen Hoffnungen. Zuzugeben, dass die Zeit noch nicht reif ist, um über eine politische Einheit Afrikas nachzudenken, würde bedeuten, dass man die Tatsachen außer Acht lässt und die Realität im heutigen Afrika ignoriert. Der größte Beitrag, den Afrika zum Weltfrieden leisten kann, ist, die Gefahren der Uneinigkeit zu verhindern, indem wir eine politische Einheit schaffen, die, wenn sie erfolgreich ist, als ein Beispiel in einer geteilten Welt dienen wird. Eine Einheit der afrikanischen Staaten wird die afrikanische Persönlichkeit viel besser wiedergeben. Sie wird von der Welt Respekt fordern, die immer nur auf Größe und Einfluss schaut. Die spärliche Aufmerksamkeit, die dem afrikanischen Widerstand gegen die französischen Atomtests in der Sahara geschenkt wird, sowie das übertriebene Theater der U.N. im Kongo, wo man sich freundschaftlich zeigt, während die Republik kurz vor dem Ausbruch der Anarchie steht, beweisen, wie wenig Beachtung die großen Mächte der afrikanischen Unabhängigkeit schenken. Wir müssen beweisen, dass sich Größe nicht in Atombomben misst. Ich glaube gewiss, dass mit der tiefen Weisheit und Würde, dem angeborenen Respekt vor dem menschlichen Leben und der starken Menschlichkeit, die unser Erbe ist, die afrikanische Rasse, vereint unter einer demokratischen Regierung sich nicht nur zu einem weiteren Machtblock entwickeln wird, der seinen Wohlstand und seine Macht vergrößern will, sondern dass wir eine große Macht entwickeln werden, deren Größe deswegen unzerstörbar ist, weil sie nicht mit Angst, Neid und Übervorteilung oder durch die Unterdrückung anderer er- richtet wurde, sondern vielmehr gegründet ist auf Hoffnung, Vertrauen und Freundschaft, und weil sie das Gute für alle Menschen sucht. Die dringende Notwendigkeit einer solchen mächtigen, stabilisierenden Kraft in dieser zerrüttelten Welt sollte nicht als der neblige Traum eines Visionärs, sondern als ein praktischer Vorschlag angesehen werden, den die Völker Afrikas verwirklichen können und sollen. Es gibt einen Zeit- punkt in der Entwicklung eines jeden Volkes, wenn es einfach nötig ist, politisch zu handeln. Solch einen Moment gab es in der amerikanischen Geschichte, als die Gründungsväter über die armseligen Bemühungen der einzelnen Staaten hinweg sahen und sie vereinigten. Dies ist jetzt unsere Chance. Wir müssen jetzt handeln. Morgen kann es schon zu spät sein, und die Gelegenheit ist verpasst, und mit ihr die Hoffnung auf das Überleben des freien Afrikas.“
(Übersetzung ins Deutsche: Stefanie Arthur)
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