Das Gesetz zur präventiven Inhaftierung von politischen Gegnern führte zu weltweiter Kritik an Dr. Nkrumahs Regierung. Einige von Dr. Nkrumahs Beamten missbrauchten das Gesetz und nahmen unschuldige Menschen gefangen, um dann selbst deren politische oder geschäftliche Positionen einzunehmen. Das führte dazu, dass sich sogar Dr. Nkrumahs engste Ratgeber nicht mehr trauten, offen über Missstände in Ghana zu sprechen, weil sie Angst hatten, dafür als politische Gegner angesehen zu werden. Dis ging so weit, dass, als die Krankenhäuser in Ghana nicht mehr ausreichend Medikamente zur Verfügung hatten, niemand den Mut hatte, Dr. Nkrumah darüber zu informieren. Daraufhin glaubte das Volk, ihr Präsident würde sich nicht mehr um sie kümmern. Die Ratgeber zitterten weiter und die Polizei hatte eine schwierige Rolle in der Gesellschaft als Vermittler zwischen Regierung und den aufgebrachten Bürgern. Weiterhin gab es immer mehr Fälle von politischen Morden und durch diese schlimmen nationalen Entwicklungen verlor Dr. Nkrumah das Vertrauen seines Volkes. 1964 wurde Ghana zu einem Staat, der ähnlich wie im europäischen Ostblock von nur einer vorherrschenden Partei regiert wurde, an deren Spitze Präsident Dr. Kwame Nkrumah stand.
Heute gilt Dr. Nkrumah als einer der am meisten respektierten Politiker der afrikanischen Ge- schichte. Im Jahr 2000 wählten Zuhörer des BBC Weltservices diesen Mann zum Afrikaner des 2. Jahrtausends.
Mit der Absicht, den afrikanischen Kontinent zu stärken und ihn weniger anfällig für Ausbeu- tung und Einmischung von außen zu machen, war Dr. Kwame Nkrumah der festen Überzeugung, die Länder des Kontinents müssten sich vereinigen. Darum hatte er in den 50er Jahren begonnen, eine politische Bewegung ins Leben zu rufen, die die Einheit Afrikas zu ihrem Hauptziel erklärte.
Als Dr. Kwame Nkrumah sein Konzept zur afrikanischen Einheit den verantwortlichen Politi- kern des Kontinents vorstellte, kam es zu einer Spaltung darüber, ob man dieses Konzept so umsetzen könne. Es gab Landesvertreter, die glaubten, dass man die Einheit sofort herbei- führen könne. Zu diesen Ländern zählten zunächst, Ghana, Guinea und Mali. Später schlos- sen sich dieser Ghana-Guinea-Mali-Vereinigung noch Ägypten, Algerien und Marokko an und formten gemeinsam die so genannte „Casablanca“-Gruppe. Andererseits gab es da noch die „Monrovia“- Gruppe, auch als die Konservativen bekannt. Zu ihnen zählten insge- samt 24 Staaten, u.a. Liberia, Nigeria, Senegal, Togo, Elfenbeinküste und Kamerun. Sie glaubten, dass aufgrund von Sprach- und Kulturunterschieden der einzelnen Länder eine afrikanische Einheit nur langsam erreicht werden könne. Da diese beiden Gruppen sehr ge- gensätzlich dachten, sah es tatsächlich so aus, als würden die Hoffnungen und Träume von einer afrikanischen Einheit im Keim erstickt.
Bei einem Treffen in Lagos/ Nigeria begannen die Kernmitglieder der Monrovia- Gruppe, die Casablanca- Gruppe anzugreifen. Sprecher wie Azikiwe aus Nigeria verurteilten die gegneri- sche Gruppe in verschiedenen Punkten, u.a. deswegen, weil diese nicht unterbunden hatten, dass sich ihre Anhänger in nationale Angelegenheiten einiger Staaten einmischten. In seiner Rede sprach der General und Gouverneur öffentlich über die Spaltung der beiden Gruppen.
In diesem historischen Augenblick begann der äthiopische Außenminister Ketema Yifru, möglichst viele der Landesvertreter anzuwerben. Er hoffte, das nächste Treffen der Monro- via- Gruppe könne in seiner Landeshauptstadt Addis Ababa stattfinden und die Casablanca- Gruppe könne dazu eingeladen werden. Sein Ziel war es, die beiden zerstrittenen Gruppen wieder zu versöhnen. Tatsächlich machten sich die Bemühungen von Ketema Yifru bezahlt: Alle Mitglieder der Monrovia- Gruppe akzeptierten seinen Vorschlag und die Mitglieder der Casablanca- Gruppe ließen sich einladen.
So kam es, dass sich im Mai 1963 die beiden gegnerischen Gruppen trafen und es schafften die OAU (Organisation der Afrikanischen Einheit) zu bilden!
Im Jahr 2007 wurde Dr. Kwame Nkrumah zum großartigsten Afrikaner aller Zeiten gewählt und die Festlichkeiten in Ghana anlässlich der 50-jährigen Unabhängigkeit wurden weltweit ausgestrahlt. Spätestens seitdem fühlen sich viele Ghanaer stark unter Druck, wenn sie ir- gendwo anderen Afrikanern begegnen. Sie denken, sie müssten sich schuldig bekennen oder rechtfertigen, weil sie diesen genialen Mann und Politiker seinerzeit abgesetzt hatten.
Der Eindruck ist entstanden, dass Dr. Nkrumahs Leiden das biblische Wort widerspiegelten: „Ein Prophet gilt nichts in seinem Heimatland.“ (Lukas 4, 24) Es wirkt so, als wüssten ganzAfrika und alle Länder der Welt, wie herausragend die Visionen und das Lebenswerk Dr.
Nkrumahs waren und als seien die Ghanaer die einzigen, die dies ignorierten und ihm wider- standen. Es kam zu späten, dafür aber umso gefühlvolleren öffentlichen Bekenntnissen über diese Fehleinschätzung, während aber weiterhin angenommen wird, dass Ghana noch einen weiten Weg vor sich hat.
Als 1966 Dr. Nkrumahs Regierung während seiner Abwesenheit abgesetzt wurde, strandete er in Bejing. Die Chinesen hatten Dr. Nkrumah eingeladen, aber nachdem er nun abgesetzt worden war, sagten sie seine Termine ab, an denen er über seine Friedensmission hatte sprechen wollen. Sie hielten sie ihn in Quarantäne sowie fern von den anderen Gästen, denn sie fanden, Dr. Nkrumah sei nun untragbar.
Sein ideologischer Partner Sekou Toure aus Guinea sprach daraufhin eine herzliche Einla- dung für Dr. Nkrumah aus. Als dieser in Conakry eintraf, machte ihn Sekou Toure sogar für kurze Zeit zu seinem Co-Präsidenten. Zusammen mit Dr. Nkrumah und Modibo Keita gehör- te Sekou Toure zum ideologischen Triumverat der Ghana-Guinea-Mali- Gruppe, die bei ihren Zusammenkünften immer eifrig für das Vorwärtskommen der afrikanischen Einheit eintrat.
Sekou Toures Handeln wirkte darum wie eine Anklage gegenüber Ghanas Nationalbewusst- sein. Wenn man allerdings hört, woran sich Menschen, die Dr. Nkrumah persönlich nahe standen, erinnern, erscheint die „Gastfreundlichkeit“ Sekou Toures in einem anderen Licht: Dieser guineische Herrscher muss eine gespaltene Persönlichkeit gewesen sein. Er gewahr- te Dr. Nkrumah zwar Schutz in einer Villa, dem sog. Syli- Haus, doch erlaubte er keinen Kon- takt zwischen seinem politischen Gast und Menschen aus seinem Volk. Das bedeutete, dass sich niemand um Dr. Nkrumah und um das Haus kümmerte, was wiederum zur traurigen Fol- ge hatte, dass das Haus um den großen Präsidenten herum verwahrloste. Das Wasser hörte auf zu fließen, aber es wurden keine Klempner herein gelassen. Dann fiel auch noch das Licht aus. Als diese Gefangenschaft Dr. Nkrumahs endlich endete, gingen in der Villa die Möbel kaputt und die Farbe blätterte von den Wänden. Obwohl sich die Gesundheit Dr.
Nkrumahs während der Quarantäne zusehends verschlechterte, ließ es Toure nicht zu, dass Dr. Nkrumah das Land verlassen durfte. Er behauptete, die guineischen Ärzte könnten Dr.
Nkrumah genauso gut helfen wie irgendwelche anderen Ärzte. Damit ignorierte Toure die Tatsache, dass seine Ärzte Dr. Nkrumah zwar reichlich Medikamente verabreichten, diese aber seine Gesundheit nicht wieder herstellten. Es gilt heute sogar als wahrscheinlich, dass die Behandlung, die Dr. Nkrumah in Guinea erfuhr, seine Gesundheit verschlechterte. Seine Familie durfte ihn nicht besuchen. Und da Dr. Nkrumah das Haus und das Land nicht verlas- sen durfte, kann man sich sehr gut vorstellen, dass er seelische Qualen durchlitt! Als Sekou Toure endlich die Beobachtung beendete, mit der er seinen „Freund“ gequält hatte und als er endlich erlaubte, dass Dr. Nkrumah das Land verlassen durfte, wurde dieser in das damals sozialistische Rumänien geschickt. Aber selbst dort stellte Toure noch sicher, dass Dr. Nkru- mah nur ein Minimum an materieller Unterstützung erhielt. So ist es kein Wunder, dass sich Dr. Nkrumah gesundheitlich nie wieder richtig erholte. Bis heute wissen wir nicht, welche Krankheit er eigentlich hatte. Alles, was wir sagen können, ist, dass der guineische Machtha- ber seinem „Kameraden“ offensichtlich nicht vertraute. Beide waren intellektuelle Giganten der afrikanischen sozialistischen Tradition und galten lange Zeit als eng Verbündete, was ihre Ideologie anging. Und doch wurde nun offenbar, dass trotz dieser engen Zusammenar- beit kein wirkliches Vertrauen zwischen ihnen herrschte. Der Aspekt von fehlendem Vertrau- en bis hin zu Misstrauen ist hierüber hinaus insofern interessant, als es im Nachhinein so aussieht, dass die Annahme Dr. Nkrumahs und seiner pan-afrikanischen Ideologie durch sei- ne politischen Partner genau dadurch gehemmt wurde. Je lauter man Dr. Nkrumah zu seinen Regierungszeiten pries, umso tiefer wurde das Misstrauen gegen ihn. Von allen afrikani- schen Revolutionären, die zu seinen Füßen oder an seiner Seite gelernt hatten, waren an- scheinend letztendlich nur Mugabe und Obote immun gegen dieses wachsende Misstrauen.
Alhaji Sir Taffawa Balewa, Nigerias erster Mann im Staat seit der Unabhängigkeit, beschrieb Dr. Kwame Nkrumahs Auslandspolitik als eine „Verrücktheit für Ghana“. Hiermit fühlten sich diejenigen Politiker in Nigeria angesprochen, die sich immer noch von Dr. Nkrumah abge- lehnt fühlten, seit es in den späten 40er Jahren zu einem großen, öffentlichen Streit zwi- schen den damaligen Studenten Nnamdi Azikiwe und Nkrumah gekommen war. (In dem Streit war es darum gegangen, dass beide Männer, damals aktiv in der pan-afrikanischenStudentenbewegung, sich uneinig waren in der Frage der föderalistischen Einigung Afrikas.) Azikiwe war co-förderalistisch eingestellt und man würde seine Politik heute als regional ori- entierte Politik bezeichnen. Er hatte die Vorstellung, Afrika könne nur schrittweise vereinigt werden, indem man zunächst Teile Afrikas in Blöcken organisierte. Er schlug vor, man solle z.B. in Westafrika einen Block von englischsprachigen Ländern bilden. Solche Vorschläge lehnte Dr. Nkrumah rigoros ab. Wir alle kennen die Worte seiner berühmten Rede: „Äthiopien wird seine Hand ausstrecken… Afrika muss sich vereinigen!“ Er wollte die schnelle Vereini- gung oder gar keine. Alle sollten zusammen gehören, egal, ob sie durch die Kolonialzeit z.B.
durch Sprachunterschiede gespalten worden waren.
Diese Einstellung gepaart mit seinem Eifer für eine sofortige politische Einheit anstelle einer erstmaligen wirtschaftlichen Kooperation brachten Dr. Nkrumah eine Menge Misstrauen von Seiten seiner politischen Zeitgenossen und der Bevölkerung in ganz Afrika ein. Als in den 60er Jahren die kongolesische Krise ausbrach, wurde die Kritik an Dr. Nkrumahs Ideologie lauter. Zusammen mit seinen afro-arabischen Verbündeten in der Casablanca- Gruppe un- terstützte Dr. Nkrumah die Rebellen, die unter Gizenga für Lumumba und gegen Moise Ts- hombe, den damaligen Herrscher Kongos, kämpften. Daraufhin schlossen sich in Nouak- chott prompt 13 Staaten, die früher französische Kolonien gewesen waren, zusammen um die ghanaische Position zu schwächen. Sie beschuldigten Dr. Nkrumah, er habe in Kongo den Terrorismus unterstützt und hätte heimliche Ambitionen, ein Machtimperium aufzubau- en. Trotz der Krise fanden 1965 in Togo olympische Spiele statt und die Verantwortlichen verurteilten Dr. Nkrumah, schäumend vor Wut, für diese angeblichen Annexionspläne zwi- schen ihrem und seinem Land. Dieser Chor der Denunzianten wurde noch durch Stimmen aus Benin und Elfenbeinküste verstärkt. Sie kritisierten Dr. Nkrumah außerdem, weil er in ei- nem Dschungelcamp junge Guerillas ausbildete, die nun zum Einsatz kamen. Später kamen Historiker zu der Erkenntnis, dass die Vorwürfe wohl eher als Teil eines neokolonialen Wi- derstands im Angesicht des Vormarschs des afrikanischen Sozialismus einzuordnen waren und nicht wirklich mit Dr. Nkrumahs Vorstellungen von der Umsetzung einer afrikanischen Einheit zu tun hatten. Dennoch muss als Tatsache angesehen werden, dass selbst seine ideologischen Partner wie Nyerere (Staatsoberhaupt von Tanganjika, später Tansania) Dr.
Nkrumahs Vorgehen als sehr unpopulär einstuften. Als Dr. Nkrumah sich dann noch gegen die vorherigen co-föderalistischen Pläne für Ostafrika stellte, kam es zum Zerwürfnis zwi- schen den beiden. Nyerere erhob seine Stimme gegen Dr. Nkrumah, der von seinen Anhän- gern inzwischen bei dem Titel „Osagyefo“ (Messias) genannt wurde. Nyerere nahm dies zum Anlass, öffentlich zu behaupten, Dr. Nkrumah sei ausschließlich daran interessiert, sich selbst groß zu machen. Und um dies noch zu verstärken, nannte er ihn „bedauernswert“ und „durchtrieben“.
Egal, wo Dr. Nkrumah in dieser Zeit hinkam, war deutlich zu spüren, dass er offensichtlich unter starkem Druck stand. Trotz seines taktischen Genius war es scheinbar unmöglich, dass er weiterhin seine nicht-afrikanischen außenpolitischen Ziele erreichen konnte. Um die USA zu überzeugen, dass sie ihn finanziell beim Bau des Aksombo- Staudamms unterstüt- zen sollten, musste Dr. Nkrumah den britischen Premierminister unter Druck setzen, indem er ankündigte, er werde sonst nicht einer Einladung der Queen folgen. Nur so konnte er den Premier überreden, sich bei den USA für ihn einzusetzen. Als Konsequenz seiner Politik, in der Dr. Nkrumah so lange wie möglich versucht hatte, in Bezug auf die Fronten des kalten Kriegs neutral zu bleiben, war er nun hin- und her gerissen zwischen sowjetischen und west- lichen Interessen. Der Westen sah Dr. Nkrumah als einen gefährlichen Kommunisten an, während die UdSSR und China ihm nie ganz vertrauten. So kam es, dass Dr. Nkrumah in ei- ner gespaltenen Diplomatie endete. Die Sowjetunion half ihm, seine Leibwache zu vergrö- ßern. Dies hatte zum Ziel, eine dritte Kontrollinstanz in Form einer Art Geheimpolizei neben der Armee und der bürgerlichen Polizei aufzubauen. Zur gleichen Zeit war die UdSSR aber auch im Unreinen mit Dr. Nkrumah, was die Politik in Rhodesia (später Simbabwe) und ver- schiedene Aspekte der Kongofrage anging. Die USA finanzierten zwar den Staudamm in Ghana, hinterfragten aber Dr. Nkrumahs heimliche Unterstützung für Südafrika. Es ist nicht sehr verwunderlich, dass vor diesem Hintergrund die sowjetischen Politiker Yergin und Sta- nislaw die Absprachen zwischen Dr. Nkrumah und den USA in Bezug auf die Finanzierung des Akosombo Staudamms und Wasserkraftwerks als das „größte legale Schachspiel der Geschichte“ bezeichneten. Tatsächlich konnten diese komplexen Abhängigkeiten erst kürz- lich durch die Schließung des Valcowerks gelöst werden. Es waren ausländische Kampa- gnen, gleichermaßen mit Verehrung und Misstrauen gegenüber Dr. Nkrumah durchmischt, die letztendlich sein politisches Ende bedeuteten.
Die Geschichte von Dr. Kwame Nkrumahs Erfahrungen in Afrika und anderswo kann zusam- menfassend beschrieben werden als die Geschichte einer unbeantworteten Liebe. Manch- mal war Dr. Nkrumah trotz seiner politisch und taktisch einmaligen Klugheit so idealistisch, dass er sich selbst und seiner Sache dadurch schadete. Wir Ghanaer haben ihm das sicher etwas sehr hart heimgezahlt, als wir ihn ins Exil schickten und uns daran machten, die Erin- nerung an ihn systematisch zu zerstören. Und doch stimmten wir alle in das panafrikanische Lied mit ein, in dem die aufopfernde Liebe Dr. Nkrumahs besungen wurde, mit der er ver- suchte, seine Pläne für Afrika Wirklichkeit werden zu lassen.
In einer Rede vor der Nationalversammlung am 1. Februar 1966, 23 Tage bevor er gestürzt werden würde, warnte Dr. Nkrumah eindringlich: „Eine Regierung, die nur von einer einzigen Partei gebildet wird, kann nur dann effektiv und sicher sein, wenn sie in einem sozialistischen Staat operiert!“ Während des Klassenkampfes in Afrika schrieb Dr. Nkrumah: „Jede Form po- litischer Macht, egal, ob sie parlamentarisch ist, gebildet aus verschiedenen oder nur einer Partei oder ob es eine Militärdiktatur ist, reflektiert die Interessen einer bestimmten oder mehrerer Gesellschaftsschicht(en). In einem sozialistischen Staat präsentiert die Regierung die Arbeiter und Bauern. In einem kapitalistischen Staat präsentiert die Regierung die Aus- beuter. Dadurch ist die Staatsform Ausdruck dessen, welche Schicht in dem Land dominiert.“ Die Feinde der afrikanischen Entwicklung und der politischen Vereinigung Afrikas haben durch Umstürze, Lügen, Korruption, Intern. Monetary Fund IMF, die Weltbank und Druck von der CIA die meisten Politiker und Intellektuellen Afrikas dahin gehend beeinflusst, dass sie ein Mehrparteiensystem als einzige Staats- und Regierungsform durchsetzen sollten. Die Auswirkungen dieses Systems in den „Entwicklungsländern“ Afrikas in den Jahren nach der Unabhängigkeit waren eher schädlich als hilfreich. Dennoch wurden alle Staatsoberhäupter, die ernsthaft über alternative Regierungsformen nachdachten, von der CIA gestürzt. Das passierte Dr. Kwame Nkrumah und zuletzt haben wir gesehen, wie Mugabe in Simbabwe in- ternational attackiert wurde und beinahe gestürzt worden wäre.
Wenn wir den Bezug zu dem, was uns unsere Vorfahren lehrten, verloren haben, liegt das an dem System der Umerziehung, mit dem wir während der Kolonialzeit konfrontiert waren.
Dieses System sollte uns darauf vorbereiten, eine Europa untergeordnete Rolle einzuneh- men… Wir sollten dadurch von unseren eigenen Kulturen entfremdet werden, um umso ef- fektiver den neuen und eigentlich fremden Interessen zu dienen.“ Der zentrale Mythos in der Mythologie rund um Afrika ist die Leugnung der Tatsache, dass wir eine Rolle in der Menschheitsgeschichte spielen. Es wurde behauptet, dass, während an- dere Kontinente Geschichte schrieben, Afrika stillgestanden habe. Man meinte, Afrika sei erst dann Teil der Menschheitsgeschichte geworden, als die Europäer kamen. Darum wurde auch behauptet, Afrika sei eine Ausdehnung Europas. Die Autorität des Philosophen Hegels wurde missbraucht um dieser a-historischen Hypothese über Afrika Gewicht zu verleihen.
Und diejenigen, die den Kolonialismus und Imperialismus Europas rechtfertigen wollten, ver- loren wenig Zeit, um diese falschen Theorien zu verbreiten und reichlich darüber zu schrei- ben.
Für diejenigen, die bis heute behaupten, es gäbe keine Dokumentationen über die Zeit der afrikanischen Geschichte vor der Kolonialzeit, haben moderne Untersuchungen überra- schende Antworten geliefert. Wir wissen, dass wir nicht ohne traditionelle Geschichtsschrei- bung waren, und dass das stimmt, können uns die wahren Afrikanisten bestätigen. Im 4.
Jahrhundert regierte der König von Ghana über eine komplexe Gesellschaft, in der es Stra- ßensysteme, ein Gesetzbuch und über 200.000 Soldaten gab. Ab 1200 wurde das König- reich durch das Mali- Reich abgelöst und dessen Hauptstadt Timbuktu entwickelte sich zu ei-nem Zentrum für Handel und Lehre. Es gibt afrikanische Geschichtsdokumente aus dem 15.
Jahrhundert und aus der Zeit, als Mohamed Al-Kati das Tarikh al-Fattash schrieb. Diese Tra- dition war offensichtlich viel weiter verbreitet als die der Geschichtsschule in Timbuktu. In Simbabwe gab es ebenfalls früh eine Hochkultur und eine große Stadt.
Auch die Chinesen haben bereits während der T’ang Dynastie von 618- 907 ihre frühesten Berichte über Afrika aufgeschrieben. Im 18. Jahrhundert verbanden sich ägyptische mit chin- esischen Forschern. Doch Chinas Bekanntschaft mit Afrika beschränkte sich nicht nur auf das Wissen über Ägypten. Sie hatten detaillierte Informationen über Somalia, Madagaskar und Sansibar und sie machten ausgedehnte Besuche in anderen Teilen Afrikas.
Zwischen der alten Zeit und dem 16. Jahrhundert vernachlässigten einige europäische For- scher, was ihre Vorgänger über Afrika gewusst hatten. Dieser „Gedächtnisverlust“ bis hin zu Geschichtsfälschung stellt einen bedauerlichen Verlust an Interesse gegenüber der Kraft des afrikanischen Verstandes dar und verstärkte das Interesse an der wirtschaftlichen Ausbeu- tung Afrikas, die bis heute anhält.
Dr. Kwame Nkrumah aus Ghana- ein links eingestellter Politiker, den Kennedy geschützt hatte vor schweren Vorwürfen und der möglicherweise der größte aller afrikanischen Herrscher seiner Zeit war- wurde von Traurigkeit überwältigt, als er von dem plötzlichen Tod des jungen amerikanischen Präsidenten erfuhr. In einer Rede, die Dr. Nkrumah zu dieser Zeit hielt, sagte er zu seinem Volk, dass Afrika sich immer an die große Einfühlungskraft Kennedys in die besonderen Probleme des afrikanischen Kontinents erinnern werde (Mahoney S. 235).
Wird sich Afrika je vereinigen ?
“Was mich angeht, weiß ich, dass der Tod niemals die Flamme wird auslöschen können, die ich in Ghana und Afrika angezündet habe. Noch lange nachdem ich gestorben sein werde, wird dieses Licht leuchten und allen Menschen Richtung weisen!“ (Dr. Kwame Nkrumah)
Ich möchte meine Nachforschungen zum zweiten Teil meines Vortrags über Dr. Kwame Nkrumah nicht schließen ohne erwähnt zu haben, dass dieser besondere Mann auch einmal in Deutschland zu Besuch gewesen war, und zwar 1962 in der Humboldt- Universität. Darum finden wir noch heute eine „Ghanastraße“ in Wedding. Als Ghanaer möchte ich über Dr. Kwame Nkrumah sagen: Er war kein Herrscher, der sich selbst groß machte, auch wenn ihm das manche nachsagten. Er hat so, wie er es verstand, für sein Volk und die Menschen in Afrika all seine Klugheit und politischen Möglichkeiten ein- gesetzt. Möge Gott heute Ghana und unsere Welt mit selbstlosen Menschen wie Dr. Nkru- mah segnen!
Von Pastor Peter Arthur
(Übersetzung ins Deutsche: Stefanie Arthur) Weitere Informationen über die „Afrikanische Philosophie“ in der Gemeinde Akebulan- Globale Mission e.V.:
info@akebulan-gm.org; www.akebulan-gm.org
Räuschstr. 37, 13509 Berlin (Borsigwalde)
Quellen:
- Ghana (Gluth/ Seidel: VEB Brockhaus Vlg Leipzig 1962)
- „Der große Atlas der Weltgeschichte“, Rechte bei Parragon Books Ltd.
- Website „Ethiopia“
- Website „Ghana“