Mitten in der Diaspora

berufen, Teil einer Antwort zu sein

1) Wohin hat dich Gott berufen?

Gott beruft Menschen, die Ihm dienen, oft in Positionen, die eine strategische Bedeu- tung für Seine Vorhaben darstellen. Um den Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusa- lems zu ermöglichen, gebrauchte Gott Nehemia, einen Mann, der möglicherweise dem damaligen persischen König Artaxerxes I am allernächsten und am meisten ver- traut war. Als der königliche Mundschenk (Nehemia 1:11) hatte Nehemia eine der wichtigsten Aufgaben, die ein Hofangestellter zu seiner Zeit haben konnte. Der Mundschenk musste die königlichen Speisen vorkosten, um sicherzugehen, dass diese auch wirklich frisch, gesund und nicht aus Versehen oder absichtlich vergiftet waren. An den königlichen Höfen der Assyrer, Babylonier und Perser gab es ständig politische Intrigen und Morde, darum war die Arbeit eines Mundschenks von hoher Verantwortung. Meist waren die Mundschenke Ausländer, und ihnen wurden nicht selten königliche Geheimnisse anvertraut. Aufgrund der Wichtigkeit ihrer Position erfreuten sich die Mundschenke besonderer politischer Privilegien und genossen hohes Ansehen. Es lag im eigenen Interesse der Herrscher, ihre Vorkoster „bei Lau- ne“ zu halten, damit ihre Anliegen erhört und ihre Wünsche erfüllt würden. Diese Situation brachte Nehemia Vorteile. Er konnte sein Anliegen, nämlich die schwierige Lage in Jerusalem, dem König vortragen und erhielt eine Beurlaubung aus seinem Dienst wie auch Briefe vom König, die ihm Autorität verliehen, um in Jerusalem die Stadtmauer wieder aufzurichten (Kapitel 2, 3-8). Außerdem lieferte der König das nötige Baumaterial. Wo Gott Arbeiter beruft, sorgt Er auch für die nötigen Mittel. Spä- ter, als Nehemias Gegner in Jerusalem versuchten, ihn fälschlicher Weise der Rebel- lion gegen den König zu beschuldigen (Kapitel 6, 5-9), war Nehemia sicher beruhigt zu wissen, dass er in so enger Verbindung mit Artaxerxes stand und dieser ihm ver- traute, weil er ihm bereits viele Jahre treu gedient hatte. Wohin hat Gott dich gestellt, damit Seine Vorhaben durchgeführt werden können? Welche Aufgaben und Verantwortung beinhaltet deine Arbeit, die hilfreich sein können, um Gutes zu vollbringen? Beten wir so wie Nehemia, um Gott zu fragen, was Er in unserer Welt gerade tun möchte? Nehemia kann uns als Vorbild eines glaubenden Menschen dienen. Er ge brauchte die Position, die Gott ihm gegeben hatte, um Gottes Vorhaben zu erfüllen.

Lasst uns beten und darüber nachdenken, warum Gott uns gerade dorthin gestellt hat, wo wir arbeiten. Nehemias Stellung als Mundschenk des König Artaxerxes I er- möglichte es ihm, die Autorität der persischen Regierung zu nutzen, um die Stadtmauer Jerusalems wieder aufzubauen. Seine Kontakte und Verbindungen mit dem vertrauten Kreis des Königs spielten in seinem gesamten Leben eine wichtige Rolle.

Sein Beispiel, wie er aus dem Inneren des Systems heraus arbeitete, kann uns zei- gen, wie wir u.a. institutionelle Veränderungen in unseren Städten erreichen können.

2) Gebet als erste Wahl, nicht als letzte Möglichkeit! Das Gebetsleben des Nehemia kann uns heute verschiedene wichtige Lektionen in Bezug auf diszipliniertes Gebet lehren. Er betete, dass Gott ihm Gnade vor dem König geben sollte in seiner Fürbitte für die Juden. Wenn wir es brauchen, von anderen etwas zu bekommen, sollten wir zuerst unsere Anliegen im Gebet vor Gott bringen.

Dann kann Er die Herzen und Gedanken dieser einflussreichen Menschen und Leiter dahingehend beeinflussen, dass sie Seinen Willen tun. In Sprüche 21, 1 lesen wir, dass das Herz des Königs in der Hand Gottes ist. Er dirigiert es so wie einen Fluss- lauf, um zu tun, was Ihm gefällt. Und weil Nehemias Herz für sein Volk und die Arbeit seines Gottes brannte, betete und fastete er vier Monate lang intensiv vor Gott. Er dachte nicht erst daran, zu beten, nachdem er vorher alle anderen Möglichkeiten ausprobiert hatte, um sein Ziel zu erreichen. Er sah das Gebet nicht als Notlösungan, die er erst dann probierte, nachdem nichts anderes ging und er sich sagte: „Was habe ich schon zu verlieren?“. Vielmehr war, als er die schlechten Neuigkeiten aus seiner Heimat hörte, Nehemias sofortiger Impuls gleich einer Art Instinkt, dass er fas- tete und betete. Lasst uns in der Arbeit, die wir für unseren Gott tun, das Gebet zu unserer ersten Wahl und nicht zu unserer letzten Möglichkeit machen. Nehemia er- kannte Gottes Souveränität an und bestätigte sie. Er erkannte an, dass Gott das Recht auf die erste Priorität in jeder Nation hat. Darum betete er auch um Gottes Gnade in Bezug auf die Situation seines Volkes. Er identifizierte sich mit seinem Volk und beschuldigte nicht andere, dass sie Jerusalem und Judäa zerstört hätten. Er konnte es annehmen, dass die Zerstörung eine Folge dessen war, dass sich sein Volk Gott gegenüber versündigt hatte. Sein Herz schlug für sein Volk, und er wünschte nichts mehr, als ihm helfen und so eine Antwort auf ihre Probleme sein zu können. Hast du jemals daran gedacht, dass Gott wollen könnte, dass du in einer bestimmten Situation die Antwort auf Probleme sein oder werden sollst? Wenn wir zu Gott beten, fällt es uns oft leichter, uns auf das zu konzentrieren, was wir selbst von Ihm haben möchten, als auf das zu hören, was Gott von uns möchte. Nehemia wuss- te, was die Schrift über Gottes Bund mit Israel sagt, und er anerkannte die Verant- wortung, die dieser Bund mit sich brachte, nicht nur die Vorteile und Privilegien. Gott möchte, dass wir Christen teilnehmen an öffentlichen Geschehnissen, um zum Wohl unserer Mitmenschen beizutragen. Gott hat etwas Gutes mit uns vor, was wir in Sei- nem Königreich tun sollen. Aber wir werden kaum dahin kommen, dies zu tun, bis wir nicht zulassen, dass Er uns zu Menschen bringt, die unsere Hilfe verzweifelt nötig haben. Wir sollen eine Antwort auf ihre Gebete werden. Nehemia war es im Königs- palast sehr gut gegangen. Aber in seiner Heimat zerfiel alles, was seine Vorväter aufgebaut hatten. Darum gab er seine Privilegien und Segnungen auf und half seinem Volk. So wurde er zur Antwort ihrer Gebete. Heute in unserer Stadt Berlin in Deutschland gibt es die Vereinigung der afrikanischen Pfingstpastoren, den Rat afrikanischer Christen, den Afrikanischen Rat und viele andere Organisationen, die sich um das Wohl der vielen Immigranten besorgen. Wenn wir in der Arbeit dieser Organisationen aber wirklich effektiv sein wollen, glaube ich, müssen wir lernen, miteinander und in Abhängigkeit voneinander zu arbeiten. Dies war immer die Art und Weise, wie Gottes Visionen im Leben Seines Volkes erfüllt wurden. Und so hat auch Nehe- mia gearbeitet. Wir können z.B. im Bildungsbereich, im Gesundheitswesen, in der Katastrophenhilfe oder im Gemeinwesen tätig werden, um „Werkzeuge Gottes“ zum Guten zu sein. Wenn wir das tun, werden wir ein Teil der Antwort auf die Gebete un- serer Mitmenschen sein und mit dazu beitragen, dass in unserer Umgebung gesunde Strukturen aufgebaut werden können, aus denen gesunde Städte, Gemeinden, Familien und Individuen hervorgehen. Diese Art Arbeit war es letztendlich, in der Nehemia sich engagierte. Sein Anliegen ging viel weiter, als „nur“ eine Mauer zu bauen.

Er wollte gerne erleben, dass Menschen wieder hergestellt würden und neue Kräfte entwickeln könnten. Er wünschte sich, dass sein Volk wieder zu seinem Bund mit Gott zurückkehrte, und in diesem ganzen Prozess war der Wiederaufbau der Stadt- mauer von Jerusalem der erste Schritt. Die Frage, über die wir an dieser Stelle nachdenken sollten, lautet: Sind wir an unsere Kirchengemeinden und Städte so hin- gegeben wie Jesus Christus? Gebrauchen wir unsere Ressourcen wie unsere Ar- beitskraft, unser Geld, unsere Beziehungen oder unseren Einfluss so, dass wir ein Teil der Antwort auf die Bedürfnisse unserer Kirchengemeinde sind und mit ihr Dinge tun, von denen unsere Städte profitieren? Nehemia betete, und weil sein Gebet dem Willen Gottes entsprach, gab Gott ihm Erfolg. Gebet ändert die Dinge. In unserer Zeit ist z.B. Mutter Theresa das Vorbild einer Frau, die im Gebet lebte und aus dem Ge- bet heraus handelte. Sie brachte Klarheit gegenüber weltlichen Ansichten, indem sie sagte: „Wahre Taten der Liebe bleiben in Ewigkeit vor Gott als eine wahre Anbetung Seiner selbst“. Wir wissen alle, dass sie wirklich ein Herz für ihre leidenden Mitmen-schen hatte. Sie versammelte Menschen, die beten und ihr Geld einsetzen sollten, um eine ganze Gesellschaft zu verändern. Sie gründete eine Hilfsorganisation für arme, kranke Menschen in Südindien, wo sie selbst bis ins hohe Alter und bis zu ihrem Tod sehr einfach lebte und sehr hart arbeitete. Es ist für Menschen, die nicht an Gott glauben, oft unverständlich, wenn wir als Christen ihre Erwartungen auf den Kopf stellen und sie konfrontieren, indem wir aus der Liebe Gottes heraus einfache, praktische Hilfen anbieten. Wir sollten daran denken, dass sich Menschen nicht immer so leicht an das erinnern, was ihnen über Gott gesagt wurde, wie an das, was sie als praktische Erfahrung von Gottes Liebe erleben.

3) Christen ziehen Schwierigkeiten an!

Viele Menschen laufen vor Schwierigkeiten weg, aber wer weise ist, erwartet sie freudig! Wo immer Veränderungen und Fortschritt stattfinden, werden auch reaktionäre Interessen folgen, die Herausforderungen bedeuten. An solchen Punkten müssen sich Leiter entscheiden, ob sie die Herausforderung annehmen und sich ihr stellen, oder ob sie von vornherein klein beigeben und es so ihren Gegnern ermöglichen, zu bestimmen, wo es langgeht. Die Gegner von Nehemia waren eine Gruppe radikaler Juden, die aus verschiedenen Hintergründen kamen, sowie Heiden, die ein Interesse daran hatten, Jerusalem geschwächt und schutzlos zu sehen (Nehemia 4, 7-

9). Während der 70 Jahre, als die Juden im Exil waren, hatten diese Leute über die Hinterbliebenen bestimmt. Nehemias Plan, die Stadtmauer Jerusalems wieder auf- zubauen und so die Stadt zu neuem Leben zu erwecken, musste ihnen ein Dorn im Auge sein, denn ihr Monopol der Kontrolle wurde dadurch bedroht. Alte Dokumente, die im Jahr 1903 entdeckt und das „ägyptische Papyrus“ genannt wurden, erwähnen Sanballat (Nehemia 2, 19), Johanan (Kapitel 12, 13) und die Wiedereinsetzung Nehemias als Gouverneur um 410 v.Chr. Nehemia reagierte mit starkem Glauben, Gebet und Widerstand auf die Opposition. Er machte keine große Sache daraus, sondern wehrte sich gegen die Angriffe und arbeitete weiter. Auf diese Weise stellte er sich den Schwierigkeiten, anstatt vor ihnen fortzulaufen oder überzureagieren. Gott anerkannte Nehemias Beharrlichkeit, indem Er half, dass die Mauer fertig gestellt werden konnte (Nehemia 6, 15). Wie reagieren wir als Christen auf Gegner und Schwierigkeiten? Brennen wir ohne zu zerbrechen, gestärkt durch unseren Glauben und zuversichtlich, dass Gott uns hindurch helfen wird? Reagieren wir angemessen und unternehmen praktische Schritte, um sicherzugehen, dass die Sache vorangetrieben wird, auch wenn andere versuchen, sie zu stoppen? In Dingen, die mit Gottes Arbeit zu tun haben, beginnt der Erfolg mit Gott. Darum wird uns die Gnade, Schwierigkeiten zu überwinden und erfolgreich daraus hervorzugehen, vom Himmel hergegeben, wenn wir bereit sind, in Gottes Weisheit zu wandeln. Das taten Nehemia und die, die mit ihm waren. So, wie Nehemia zuversichtlich war, dass Gott ihm Erfolg geben würde, um Seinen Willen zu tun, möchte Gott, dass auch wir in Seiner Arbeit erfolgreich sind. Unser Herr sehnt sich danach, dass Sein Volk und die Ihm nachfol- gen, mit Ihm zusammenarbeiten. Es gibt drei Faktoren, die wir hier sehen, die zu Erfolg führen können, aber auch unsere Mitverantwortung brauchen: Die Beteiligten müssen mit ganzem Herzen bei der Sache sein (Nehemia 4, 6). Während der Arbeit blieben die Arbeitenden wachsam und im Gebet (Vers 9). Außerdem zeigten die Menschen Mut, Hingabe und Glauben, als sie vom Feind angegriffen wurden. Als die Stadtmauer Jerusalems nach 52 Tagen fertig gestellt war, mussten sogar die Feinde der Juden zugeben, dass diese Arbeit durch die Hilfe Gottes getan worden war (Ka- pitel 6, 15.16). Gott ist immer bereit, Seinen Teil dazu beizutragen, wenn Sein Volk Hilfe braucht. Und wenn Sein Volk dann Seinen Teil tut durch Glaube, Durchhalten und Einheit, wird die Antwort Gottes sicher kommen. Mit allem Respekt möchte ich sagen, dass wir afrikanischen Christen lernen sollten, die Arbeit des Afrikanischen Rats mehr wertzuschätzen. Es scheint so zu sein, dass die Mitglieder dieser Vereini-gung mehr Mitgefühl mit leidenden Menschen zeigen als wir. Viele von uns sagen zu ihren Mitgliedern: „Gib mir, was du hast, damit es mir gut geht, und warte du darauf, dass Gott dir hilft!“ Der Afrikanische Rat besorgt sich um Menschen, die aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe in Deutschland diskriminiert werden und oft nicht zur Polizei gehen können, weil sie keine Aufenthaltsgenehmigung haben. Gerade hat diese Organisation es geschafft, die Aufmerksamkeit der Medien und sogar der Politiker zu bekommen, indem sie offiziell Gegenden in Berlin und Umgebung benannt haben, in denen es zu bestimmten Zeiten für Menschen dunkler Hautfarbe gefährlich sein kann. Diese Gegenden haben sie „No-Go-Areas“ genannt, und die Aktion soll spe- ziell eine Hilfe für ausländische Touristen sein, die zur terschaft nach Berlin kommen werden. Es ist mein Gebet, dass wir Christen mitein- ander und mit dieser Organisation besser zusammen arbeiten durch die Gnade, die Gott uns trotz unserer Unterschiedlichkeiten gegeben hat. Das alte Afrika hat immer in einer Einheit trotz der Vielfalt von Kulturen seine Stärke gehabt.

4) Neben…

In der modernen westlichen Kultur werden Unabhängigkeit und Einzelleistungen sehr hoch geschätzt. Aber wenn wir uns die größten Errungenschaften der Menschheit ansehen, werden wir feststellen, dass sie meistens die Ergebnisse gut koordinierter gemeinschaftlicher Arbeit sind, bei der viele hingegebene Menschen zusammengearbeitet haben. Der Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems war das Ergebnis solch einer Art Teamarbeit. Wir können lesen, dass im Kapitel 3 des Buchs des Ne- hemia das Wort „neben“ sehr oft geschrieben steht. Wo immer Menschen zusammenkommen, um wichtige Dinge gemeinsam zu erledigen, sind Zusammenarbeit und Zusammenhalt notwendig, wenn das Ergebnis erfolgreich sein soll. Was auch immer die einzelnen Mitarbeiter tun, wird alle im Team betreffen. Das bedeutet, dass jeder im Team verantwortlich ist für das, was er als Teil des Ganzen tut. Wir in unserer Kirchengemeinde sind ebenfalls aufgefordert, ein Team zu sein. Auch an unserem Arbeitsplatz, in unserer Familie und Umgebung sollen wir als Team arbeiten. Wo immer du dich neben jemand anderem findest, überlege, wie du sein Leben und Vo- rankommen beeinflussen wirst. Die Frage, über die wir hier nachdenken sollten, lautet: Welchen Einfluss üben wir in unseren Gemeinden und unseren Städten aus? Der Bericht über Nehemias Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems mag nur wie eine Fußnote zu anderen historischen Ereignissen erscheinen, aber er illustriert ein wich- tiges Prinzip, das eine Bedeutung für jeden Christen hat, auch heute noch: Jesus Christus sorgt sich um ganze Städte. Um das besser zu verstehen, kann uns der Brief des Paulus an die Kolosser helfen; hier wird ein Schlüsselkonzept dazu aufge- zeigt. In diesem Brief lernen wir, dass Christus der Herr des Lebens ist, und zwar in allen Bereichen, öffentlich und auch privat. Er heiligt uns nicht nur persönlich, son- dern Er gebraucht uns auch im globalen Kontext, um ganze Gesellschafts- und ande- re Systeme zu verändern. In vielen westlichen Ländern des 21. Jahrhunderts wurden Arbeitskräfte oft streng unterschieden und eingeteilt in Management und Arbeiter. Ein Problem dieser strikten Trennung kann sein, dass eine Gruppendynamik entsteht, in der nur noch von „wir“ und „ihr“ gedacht und geredet wird. Die Geschichte zeigt uns, dass die meisten der größten Errungenschaften der Menschheit von Gruppen und ganzen Ortsgemeinden zusammen geschaffen wurden, die gemeinsam ein Ziel verfolgt und daran gearbeitet haben. Nehemia wusste, dass er die Kraft einer großen Zusammenarbeit brauchte, wenn er es schaffen wollte, die Stadtmauer Jerusalems wieder aufzubauen. Nachdem er die Lage besehen hatte, versammelte er die Juden und sprach zu ihnen. In seiner Ansprache motivierte und mobilisierte er die Men- schen für diese Arbeit. Er tat das, indem er sie zuerst darauf aufmerksam machte, dass etwas getan werden müsse. Dann half er ihnen, zuversichtlich zu sein, dass auch wirklich etwas getan werden konnte (Kapitel 2, 7-18). Es ist interessant zu lesen, dass Nehemia von „wir“ und „uns“ sprach, also sich selbst mit einbezog. Offensichtlich sah er sich als jemand, der mit betroffen war von den Schwierigkeiten, selbst wenn er gerade erst aus dem königlichen Palast eingetroffen war. Er überbrückte die Klassenunterschiede zwischen sich und den jüdischen Einwohnern Jerusalems, indem er ihnen von seiner Unterredung mit dem König erzählte. Auf diese Weise zeigte er, dass er ihnen auch am Hof des Königs ein Freund war. Als Christen sollten auch wir lernen, Mauern zwischen Menschen niederzureißen und stattdessen Gottes Traum der Liebe zwischen Menschen aufzubauen. Wie Nehemia sollten wir Kommunikationsbarrieren überwinden. Wir sollten einzelne Menschen oder Familien persönlich ansprechen, Menschen begegnen, wo sie leben, ihre Grenzen akzeptieren und uns persönlich für sie und ihre Lebensumstände interessieren und einsetzen.

Ein gutes Beispiel für solche Arbeit ist das, was der Generalsekretär des „Rates der christlichen Gemeinden in Europa mit afrikanischer Annäherung“ Sesay tut. Dieser Mann wurde von der Pfarrerin Dr. Gerdi Nützel interviewt, die eine theologische Sekretärin für Gemeindeservice und Publikationen ist. Das Interview wurde Anfang die- sen Jahres veröffentlicht. Darin heißt es: „Mehr als Trommeln“- Afrikanische Christen werden in deutschen Kirchengemeinden nicht richtig ernst genommen. Mit anderen Worten, wir werden gerade soviel akzeptiert, wie es die Vorurteile zulassen. Diesen Artikel las u.a. eine Pastorin, die im christlichen Blindendienst in Berlin tätig ist. Sie heißt Daniela Maithya und ist mit einem Kenianer verheiratet. Diese Frau rief im Büro des Rates an und fragte, den lieben Bruder Sesay, ob er nicht zu einem Treffen der Blinden kommen und erzählen könnte, wie er sich als Afrikaner in der multikulturellen Stadt Berlin fühlt. Die Leiter des Rates waren verhindert, dorthin zu gehen, und so kam es, dass ich die Gelegenheit dazu bekam. Meine Familie und ich trafen uns mit der Blindengruppe, und die Gnade Gottes machte es möglich, dass eine Brücke ge- baut werden konnte. Solche Arbeit tat auch Nehemia zum Wohl de Menschen.

5) Unbegrenzter Glaube mit kleinem Anfang

Wir alle haben Ziele, die wir anstreben. Dieses Gefühl einer Aufgabe hilft uns, unsere Entscheidungen zu fällen und unsere Vorgehensweise zu planen. Nehemias Mission wuchs aus seinem Wissen über das Wort Gottes und seinem Bewusstsein heraus, dass die Zerstörung Jerusalems geschehen war, weil Gott die Sünde Seines Volkes gerichtet hatte (Nehemia 1, 5-8). Zu gleicher Zeit wusste er auch, dass Gott bereit war, diese Sünden zu vergeben und die Israeliten entsprechend Seiner Herrlichkeit wieder herzustellen im Land der Verheißung (Vers 9). Darum richtete sich Nehemia danach aus, die Stadtmauer Jerusalems entsprechend den Verheißungen Gottes wieder aufzubauen, und er hatte unbegrenzten Glauben mit einem kleinen Anfang.

Er plante seine Vorgehensweise entsprechend seinem Ziel (Verse 10.11). Für uns heute ist es wichtig zu beachten, dass Nehemia von seiner Mission nicht träumte, weil er selbstsüchtig war oder nach seinen eigenen Vorstellungen handelte. Vielmehr reagierte er auf die Berichte aus Jerusalem mit Tränen, Gebet, Fasten, Demut und einer ernsthaften Suche nach dem Willen Gottes, während er sich darauf vorbereite- te, mit seinem Anliegen vor den König zu treten. Möglicherweise wusste er vorher nicht genau, was er tun oder sagen sollte. Auch wusste er noch nicht, was ihn genau erwartete, wenn er in Jerusalem ankäme. Alles, was er wusste, was er unbedingt tun müsste, war, nach Jerusalem zu gehen. Nicht zuletzt war er auch überzeugt, dass Gott wollte, dass die Stadt zu neuem Leben erweckt würde. Nehemia trat als jemand auf, der sich für soziale Veränderungen einsetzte, und seine Liebe für sein Volk gab ihm das Mitleid und die Fähigkeit, diese Veränderungen zu leiten. So wurde er zu einer Antwort in der schwierigen Lage. Wir können uns fragen, was das für uns heute bedeutet. Wenn wir aufmerksam sind, können wir feststellen, dass es in der geistigen Welt Tore gibt, die Kraft geben, und Mauern, die Sicherheit und Schutz geben, aber sie sind von Satan zerstört worden. Das trifft sowohl in unseren christlichen Gemein-den als auch in unseren Städten, Deutschland oder Europa zu. Wir können auf diese Situation mit Mitleid reagieren und so Teil einer Antwort darauf sein, können uns aber auch hinsetzen und lamentieren. David Wilkerson, der in der modernen Kirche be- kannt ist, hatte auch unbegrenzten Glauben mit einem kleinen Anfang, als er von der Gewalt auf den Straßen von New York City hörte. Viele Menschen beklagten sich über die Zustände, und die Presse ließ die Leute panisch werden. David Wilkerson hingegen machte sich in der Nacht auf, um selbst zu sehen, was los war. Als er sah, wie junge Menschen sich in ihren Konflikten sogar töteten, fühlte er so starkes Mitleid mit ihnen, dass er bereit war, selbst eine Antwort auf ihre Hilfeschreie zu werden. Er gründete Teen Challenge, eine heute weltweite christliche Organisation, die jungen Menschen hilft, die auf der Straße leben und oft angefangen haben, Drogen zu kon- sumieren. Teen Challenge hilft praktisch, durch Seelsorge und durch Gebet. Auf die- se Weise konnten viele junge Menschen ihr Leben wieder in Ordnung bringen. Als Christen dürfen wir Menschen in unseren Städten auf geistliche Weise zu Jesus füh- ren. Und der Wille Gottes für uns ist, dass wir Teil einer Antwort werden in unseren Kirchen, unserer Nachbarschaft und in unseren Städten.

6) Zeit zu feiern

Nehemia, dessen Name bedeutet „der Herr tröstet“, ist ein besonderes Vorbild von einem göttlichen Leiter, wie wir sie brauchen. Er war ein Mann von Weisheit, Prinzi- pien, Mut, Integrität, unerschütterlichem Glauben und Erbarmen für die Unterdrück- ten. Während all seiner Jahre als Gouverneur war er trotz seines Einflusses immer gerecht, demütig, frei von Gier, sich aufopfernd und unbestechlich geblieben. Außer- dem war er ein Mann des Gebets und der Fürbitte. Nicht weniger als zehn Mal wird von ihm erzählt, dass er Gott im Gebet um Rat und Hilfe fragte. Er war jemand, der scheinbar Unmögliches vollbrachte, weil er sich ganz von Gott abhängig machte.

Nehemias Leben verdeutlicht, dass Gebet, Aufopferung und harte Arbeit zusammen- gehören, wenn wir unsere Visionen, die Gott uns gegeben hat, verwirklichen wollen.

In der Zeit der Bibel haben sich Menschen gefreut, wenn sie feiern konnten, weil Gott große Dinge in ihrer Mitte getan hatte. Wenn eine Sache vollendet ist und Ergebnis- se erzielt worden sind, wenn Menschen gerettet worden sind, dann ist es die richtige Zeit, um sich zu freuen und zu feiern. Nehemia tat das, als der Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems geschafft war (Nehemia 8, 1.9.10). Als erstes ließ er den Priester Esra aus dem Mosaischen Gesetz vorlesen, und die Worte entzündeten ein göttliches Erbarmen (Kapitel 9, 1-3), aber auch große Freude. Mit Lobpreis, der von ganzem Herzen kam, und köstlichen Speisen erfreuten sich die Menschen, weil Gott eine großartige Arbeit unter ihnen getan hatte. Nehemia ließ bei dem Fest auch de- nen etwas von den Köstlichkeiten zukommen, die sonst nichts hatten (Kapitel 8, 10).

Die Menschen sollten die zu der Feier bringen, die arm waren, und sich solche Feste nicht leisten konnten, denn alle sollten an der Freude und dem Guten teilhaben.

Wenn wir Christen sind und Gott uns segnet, sollten auch wir zur Zeit der Freude mit an andere denken. Feiern ist eine Art des Lobpreises, denn Gott ist die Quelle aller guten Taten und Gaben. Wir können Ihn loben, dass Er uns Aufgaben und auch Ga- ben gibt, um etwas zu erreichen. Nehemia sagte darum: „Die Freude am Herrn ist meine Kraft“. Jesus ist das Zentrum unserer Freude. Kein Problem ist zu groß, dass unser Gott es nicht lösen könnte, und kein Berg ist zu hoch, dass unser Gott ihn nicht bezwingen und uns helfen könnte. Kein Tal ist zu tief für Ihn. Sein Atem erreicht uns und hebt uns hoch, damit wir das Ziel erreichen können, welches Gott uns in unserer Gemeinde gesetzt hat. Wenn wir bereit sind, nicht zu jammern über Situationen, sondern Gott zu fragen, was wir tun können, wird der Atem Gottes Abhilfe schaffen.

Mit Grüßen von Peter Arthur, Pastor von Akebulan- Globale Mission e.V.